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und zu aim reichen paurn in ainem dorf komen, bei dem er übernacht bliben. Der hat in wol gehalten nach des landts grobkait und geprauch. Under anderm hat er ime ain silberne schalen fürgestellt oder darauß zu drinken geben,

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darin das wappen, schilt und helm Weitingen ganz altfrenkisch ist geschmelzt gewest; und als sich Hanns von Weitingen darab verwundert und befrembdt, do hat im der paur anzeigt, das dise schal gar vil und lange jar bei seinen voreltern gewesen und diß wappen hab er und seine

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voreltern ihe und allwegen gefiert, darauß abzunemen, das sie von ainem geschlecht herkommen. * Domals, als bemelte fraw Margreth zu Oberndorf wonhaftig, begab sich, das des stattschreibers daselbs, Endres Wurers, weib mit dem [379] bösen feindt besessen wardt.

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Als aber an solchem merthails zweifln und der armen frawen wesen nur in ein unbesinte weis ziehen wolten, hat das bemelte fraw Margreth also erkundiget. Sie het ain particul von dem hailigen creuz, in goldt schön eingefast, das nam sie zu ir verborgenlich in die rechten handt, gieng

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unerschrocken zu der stattschreiberin, grüest die und fieng ain gesprech mit ir an, daruber ir dieselb guete, verstendtliche antwort gab. So bald aber fraw Margreth sie unversehenlich mit dem hailtumb berüerte und also, das die fraw das nit sehen möchte, so baldt kunte der bös feindt sich lenger

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nit verbergen, fieng sich also an, in ir zu bewegen, das er die arm fraw gleich machte schreien und toben, darvon sie auch nit lassen wolte, so lang fraw Margreth mit dem hailtumb bei ir war. Ir ist hernach, wie ich bericht, nit geholfen worden, wiewol vil mit ir versucht, sonder ist in irem

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wesen die überigen zeit ires lebens verhart. Wer waist, ob der güetig und vilbarmherzig Gott sich an irem letzsten ende iren nit erbarmbt und wider zu gnaden kommen lassen hab. * [1297] Endres Wurer zu Oberndorf, dessen weib vil

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jhar mit dem bösen gaist ist besessen gewest, hat mit ir vil versucht, ob ir het megen geholfen werden; hat sie geen Lussen und an andere örter mehr gefürt, und ist dem gueten man vil uncostens darauf gangen, aber alles vergebenlich. Letzstlich hat er sie geen Rom gefüert. Da ist sie an die

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saul in sant Petters münster, die von Jerusalem dahin gefüert, gebunden worden; da hat der bös gaist von ir weichen müesen. Sie sein baide hernach wider in deutsche landt

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_116.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)