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donderstags und darum sie alda gewesen, von ime weichen haben müeßen.

Und des andern jhars hernach als vor dem hailigen ostertag herr Johanns Wernher freiherr von Zimbern vom

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churfürstlichen hofe zu Trier wider anhaimsch komen und under anderm vermist het, als er den alten herren Gottfriden uf den hailigen tag nit zu gast geladen, name der alt herr das zu ainer solchen großen mühe an, das er sich entschlossen, nachdem er im hailgen ampt gewesen und von

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seinem vettern, dem er vil guts bewisen, nit berueft war worden, in seiner schönen, braunen, samatin schauben, mit guten mardern underfuetert, des wasenmaister am Kugelacker gast selbigs tags zu sein. Und wiewol im solch fürnemen vilfeltigclich von seinen zwaien alten dienern, die er

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bei im hett, genannt Ludin und . . ., vil widerrathen wardt, noch so macht er sich uf die fart. Wie er nun in solcher ungedulte gar nahe bei des wasenmaisters behausung, so kompt im sonder zweifel ußer schickung des allmechtigen ein helfer von Mösskirch; der het uf solchen tag des

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hochzeitlichen fests das filial[1] zu Menningen versehen. Der nam wahr des fürnemens, so herr Gottfridt verhanden, derhalben mit sittigen und gueten worten beredt er den alten herren, das er sein fürnemen endert, wider umbkeret und in dem undern hoff daselbst zu morgens aß.

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Und wiewol herr Johanns Wernher für sich, auch seine baid gebrüeder und irer aller erben uf dem reichstag zu Augspurg anno 1514 des jagens im engen Krais gegen denen graffen von [385] Werdenberg sich verzigen und begeben hett, nochdann het herr Gottfridt sich des nit verzeihen

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wellen, sonder, die zeit er noch gelebt, seins gefallens und wie von alter here darin gejagt und allerlai waidwerk gepraucht. Die zeit als herr Gottfridt noch zu Seedorf mit seiner haushaltung sich enthalten, ist ain große theurung ingefallen,

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derhalben ainsmals ain arme witfraw von Dalhausen, genannt die Schauberin, geen Seedorf kommen und vor der brucken der theure sich hoch erclagt, mit vermelden, sie künde mit iren klainen künden sich nit erneren, müeße betlen oder hungers sterben, derhalben umb ain halb malter korn

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angerueft. Nun ist dozumal der alt Niclas Uol bei dem alten


  1. filial] hs. fitial.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_129.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)