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an ainem ansehenlichen ort, wie in meiner hierogliphischen geschrift der nam außtruckenlichen gemeldet. Wie man nun in der nacht den breutigam zulegen und man die hochzeiterna in die chammer gefüert, sie baide, wie von alter

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herkommen, mit der deckin zu beschlagen, hat man den breutigam nirgendts fünden künden; der ist so lang verloren gewest, das iederman hoches und niders stands unwillig worden, uf in zu warten, dann man in nirgendts fünden künden. Wie man nun von ainandern geen und alles ain

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guet sach sein lassen wellen, hat sich der preutigam ainsmals widergefunden. Der hat hiezwischen bei ainem lausigen, gleichwol aim schönen hürlin die horas gebettet. Also, sprücht man, hab ers lengst hievor derselbigen zugesagt, die erst nacht sich zu halten, so er sich verheirate. Wie

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nun von im der ehestandt mit ainer gotzforcht domals angefengt, also hat sich alles werk hernach in successu temporum auch ereugt und erwisen. Von disen hendeln were vil zu schreiben, aber die wahrhait mag das liecht nit leiden und gebürt ain unwillen. Hiebei kan ich nit underlassen,

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zu vermelden, was sich bei unsern zeiten in gleichem fall zu Rappenschweir im Elsäß begeben. Als herr Jörg von Rappolstein sich in seim alter ungeferlich uf oder über die sechzig jhar alt mit aim frölin von Helfenstein, genannt Elsbeth, war graf Ulrichs und der greffin von Sonnenberg

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dochter, vermehelt und die hochzeit und heimfierung mit ainandern zu Rappenschweir gehalten, was geschach? Der preutigam, so all sein tag ain gueter, voller, verspülter bruder, konte uf seiner hochzeit im selbs nit entziehen, und wiewol er nit ursach, iedoch, als er uf den abent sollt

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zugelegt werden, ward er auch verloren und allenthalben gesucht. Zuletzst nach langem suchen ward er in aim dorstüble verratten, daselbs sass er bei seinen offenheizern und buben, spillen und saufen. Es ward in ain schimpf gezogen und von der freundtschaft uf selbige zeit verdruckt. Was

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glücks aber hernach gevolgt, ist noch vilen bewist. Bei seinem vollen und dollen leben hat er kain künd bekommen künden, zudem ime und seiner hausfrawen so ungetrewe stuck begegnet, auch neben der seinen sovil verhünderung beschehen, damit sein fraw nit schwanger werden megen.[1]

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Was dann weiter für schmachsachen und reden hierunder


  1. 39] vgl. Alemannia VIII 280 ff. (Nestelknüpfen.)
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_149.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)