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nach zum landtgrafen von Hessen, der hört dise wort. Indess so geet der abt den gesten entgegen, empfacht sie mit lachendem mundt und sprücht, er hab in langen zeiten keine gest gehabt, die im so lieb und angenem gewesen.

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Es standt aber der nar nit weit vom abt, und wie er in also hört liebkosen, do kont er nit inhalten, sonder sprach überlaut: «Fürwar, also sagtestu nit doben in der stuben.» Die redt trib er etliche mal. Letzstlich fragt in herr Ruedolf ad partem, was doch der abt in der stuben hette geredt,

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sprücht der narr: «Ja, er sagt, wol einher ins teufels namen! der hat sie einher getragen.» Es wardt ain groß gelechter darauß, und bekannt der abt, es were war. Und es hat sich darnach befonden, das der abt domals andere gest im closter, die er lieber het festeiet. Darumb ist nit guet, vor

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kindem, narren oder vollen leuten zu reden, dess man sich pergen will, dann sie söllten was verschweigen künden; sagen denen leuten die warhait. Diser narr kam darnach zu landtgraf Philipsen von Hessen, und als er den narren zu winters zeiten in ain belz klaiden wellen, sprach er: «Ich

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darf kains belz, wann ich dich ansiche, so ist mir haiß.» Das aber sonst auch ain solliche karkait bei den clöstern, beschaint sich wol bei der iezigen ebtissin von Waldt, der Helena von Reischach, hat auch die gest am allerliebsten, die ußbliben. Es kam doctor Valentin Butzlin, der medicus,

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das vorder jar etliche mal geen Waldt, war am fürreiten bei ir eingekert, ußer bevelch des grafen von Zollern, in dess schürm sollich closter. Wie nun der abtissin vermainen nach sollicher abenteur zu vil wolt werden und der doctor zu oft kommen, sprücht sie: «Herr doctor, kommen ir zu

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mir alher, in mein gotzhaus als ain pfründ, so ist es vil zu wenig, kompt ir aber als ain gast, so ist es zu vil.» * * [1519] Es möcht dise abtissin auch gesagt haben, wie der probst von Riederen, genannt herr . . . . als grave Eitelfritz von Lupfen mit seinem gesindt vilmals zu ime kam

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gen Riederen und [mit] großem uncosten uf ime ligen blib, das ime also der abenteur zu vil wolt werden, darumb sprach er zu im: »Her graff, ich höre, eure ross haben schöne schwenz, die möcht ich doch gar wol ainmal sehen,» und lobt damit die rossschwenz über alle maßen, biß doch

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zu letst der graff markt, warum er die rossschwenz so gern gesehen, namlich das sie wider hinweg weren geritten. Wie aber das nit beschehen wöllt, sprach er: «Wolan, herr!

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_158.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)