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verthon irs baldt, so habt ir dester ehe feierabent.» Also mochte die ebtissin doctor Veltins rossschwenz auch vil lieber und begirlicher, dann seinen rosskopf im closter gesehen haben. Es hetten deren gest wol für die abtissin von

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Wald gefüegt, wie sie zu zeiten in andere closter kommen, als bei kurzen jaren zu Waldsaxen beschach. Dahin kam ainsmals herzog . . . von Mechelburg wol mit fünfzig oder sechzig pferden, alles in dem schein, als ob er nur ain nachtfuter begerte und des andern tags gleich widerum

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darvon wollt raisen. Aber er blib wol vierzehen tag aldo still ligen[1], gab doch alle tag für, das er des andern tag darvon wellt. Und ich glaub, er hab vermaint, das bier wurde sonst saur werden und der haber verderben. Es haben gleich wol unser fürsten ainstails disen reimen auch

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gelernt, das sie nit weichen, so lang die profant in kellern, im casten und in der kuchen thut weren. * * [1465] Bemelte abtissin, seitmals sie so unger gest, mögt sie gesagt haben, wie ainest vom kargen apt von Ursperg erschollen, sollt sie haben merken lassen, der mist

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und die gest seien im feldt zum besten; da er nur auch in sein closter geschriben hett nachfolgende carmina, die ich ainest zu Ochsenhausen im gastgemach gefunden an der stubenthur:

»Post tres dies vilescet piscis et hospes[2].« *

* [1403] Es gerath dise karge und filzige weis der

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gaistlichen nit iederzeit so wol, das mans für gut hat, sonder müeßen dess oft höchlichen entgelten. Dess haben wir ein guets beispill an dem abt von Marsmünster. Demselbigen hat herzog Hanns Jörg von Veldenz, pfalzgrafe, ein guets panket geschenkt, wie man sagt, dann wie er des künigs

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von Schweden schwester vermehelt, hat er bei dem churfürsten bei Rein die grafschaft Lützelstain verpfendt, auch sampt seinem gemahl ain zeit lang sich alda zu Lützelstain im schloß enthalten. Nachdem es aber ain rauche landtsart und da wenig früchten waxen, do hat der herzog uf ain zeit

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zu obbemeltem abt geen Marsmünster geschickt und umb ain anlehens einhundert Elsäßer vierteln habern angesprochen, mit erpieten, im das mit gueter bezallung wider zu erstatten. Der abt, nachdem es dann ain grober, raucher man, hat er dem gesandten ain kurzen beschaid geben und


  1. ligen] hs. bliben.
  2. hospes] s. Eiselein, Sprichwörter und Sinnreden s. 171; Binder, Thesaurus adagiorum nr. 2625.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_159.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)