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lichen und unmündigen jharen von iren nechsten verwandten und andern höchlich veruntrewt, der herrschaft Bickenbach, auch merthails ires vätterlichen erbs und guets gewaltigclichen entsetzt und[WS 1] beraupt worden. Dieweil nun das ain

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lange historia und darauß allerlai zu erlernen, sich in gleichen fellen wissen zu berichten, kan ich nit underlassen, solchs neben disen zimbrischen geschichten zu beschreiben. Zu bösserm verstandt will ich den anfang und ursprung des geschlechts Erpach, dieweil der wunderbarlich und der

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gedechtnus wol würdig, vermelden, auch darauf, sovil von netten, die succession ungefärlichen biß uf unsere zeiten continuiern. Kaiser Carle, so seiner fürtreffenlichen thatten halb der groß zugenempt worden, hat under vielen canzlern und

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secretarien, die er bei sich gemeinlich zu hof erhalten, ain deutschen secretarien gehabt, genannt Einhart. Der ist ain gelerter, junger, angheender mann, der seim herren, dem kaiser, insonderhait lieb und wert, auch in besonderm hochem vertrawen und gnaden gewesen, zudem derselb Einhart sich

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zu hof gegen menigclichem hoches und auch niders stands also erwisen, das in iederman bevor gehapt. Es het bemelter kaiser ain junge, unverheirate dochter, genannt Imma; die hett er vor etlichen zeiten ains griechischen kaisers sone versprochen; es wolten sich aber die sponsalia solcher jungen

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künigin, iezundt in blüeendem alter, zu lang verziehen, dann obbemelter Einhart und die Imma, des kaisers dochter, gewonnen in mitler zeit [403] ain solche liebe und naigung zusamen, inmaßen ains des andern willen und begierden wol vermerken kunte. Und ob wol die forcht des kaisers

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hierinen lang erschine und sie beiderseits abhielte, begab sich doch letzstlich, demnach die liebe blind und verwegen, das der guet Einhart uf ain zeit beschaiden ward. Der verklaidet sich und uf ain nacht schlich er haimlich und verborgenlich zu der jungen künigin zimmer daselbst. Dieweil

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sie seines fürnemens und aller sachen zuvor wol verstendiget, wardt er unverzogenlich ingelassen. Wie es nun dieselbig nacht weiter ergangen, das laß ich bleiben und gibs denen, so in dergleichen erkündigt und erfaren, zu bedenken. Als aber der tag begunt zu nahen, macht sich der guet

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Einhart wider darvon. Im gab also die Imma biß zu der thür das glait. So baldt er aber die thür ufthuet, sicht er, demnach es zu winters zeiten, das doch wider sein verhoffen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_183.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2018)