Seite:De Zimmerische Chronik 2 187.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

baldt die hinein kam, fielen sie, auch der canzler Ainhart dem kaiser zu füßen, underthenigist umb gnad und verzeihung bittendt, dardurch der kaiser sampt allen seinen räthen und menigclichem zu noch merer erbärmbdt und mitleiden

5

bewegt wurden. Es kunte sich der kaiser lenger nit ufhalten oder das vätterlich gemüet gegen der dochter weiter verbergen, sonder hueb sie baide also vor im knüeendt[1] und weinendt wider uf, sprechende: «Seitmals du, dochter, ein solchs gefallen ab meinem canzler gehapt, das du dich von

10

seinetwegen so hoch ufgeschürzt und in durch allen schnee hiendurch tragen hast künden, so will ich in dir auch mit guetem willen geben und lassen.» Hierauf wardt die Imma durch iren herrn vatter, den kaiser, dem Einharten selbs an die handt geben und wardt also unversehenlich ein

15

hochzeit gehalten. Sie wurt diser thatt halber in der geschrift nur Imma portatrix genannt. Man findt, das kaiser Karle seiner dochter Imma, auch dem Einharden, seinem dochterman, ain große haimstewr an parschaft und an klainatern geben hab, insonderhait hat er inen die herrschaft Erpach

20

sampt irer zugehörde, uf dem Ottenwaldt gelegen, eingeben, darauf ine und seine elliche erben zu herrn gemacht. Und von ime und seiner gemahl, des kaisers dochter, kommen alle schenken und herrn von Erpach biß uf unsere zeiten. Bemelter herr Einhart von Erbach hat dem kaiser, seinem

25

herrn schweher, dieweil er gelept, mit allen trewen gedienet und die zeit Ludovici Pii erraicht. Under dessen regierung ist er gestorben und sampt seinem gemahl, der Imma, im closter Seligenstat, Benedicterordens, am Main gelegen, begraben worden, welches herrlich closter bemelter herr

30

Einhart anno domini [810][2] uf seinem grundt und boden gestift hat, auch das erbawen und mit güetern reichlichen dotirt und versehen, und damit sein auch mehrtails güeter und parschaft mit ufgangen. Ich hab mich zu vil maln bemüehet, zu erfaren, wer doch diser herr Einhart von seiner gepurt

35

her gewest, hab aber gründtlichs nichs erkundigen megen, doch ist kein zweifel, er seie von ehrlichen leuten herkommen, auch guetlich zu glauben, er seie gleichfalls vom Reinstram, oder [406] uf dem Ottenwaldt und auß der Pfalz bürtig gewesen. In seiner jugendt hat er gestudirt, also

40

das er die lateinisch, auch griechisch sprach fürbindig ge-


  1. knüeendt] hs. kueendt.
  2. 810] ergänzt, fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_187.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)