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sone bei seinem gemahl, der grefin von Nassaw, bekommen und der letzst seins stammens und namens gewesen, ist die ganz herrschaft Bickenbach als ain aigenthumb sampt allen ligenden und vahrenden an die drei döchtern gefallen, doch

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der merer und bösser thail der herrschaft sampt dem titul bei schenk Conradten von Erbach bliben. Der hat sich hernach ain herren zu Bickenbach geschriben, auch das wappen neben dem seinen quartirt gefiert. Die von Kronburg[1] und der stift Menz haben gleichwol auch was

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gerechtigkait alda gehabt, die inen aber nach und nach von den herren schenken zu Erbach mit parem gelt bezallt und abkauft worden. So ist fröle Susanna, die graf Albrechten von Mansfeldt vermehelt, mit der parschaft vernüegt und hündangewisen worden. Herr Conradt, der letzst freiherr

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von Bickenbach, ist anno domini 14[83][2] mit todt abgangen und zu [Aschaffenburg][3] begraben worden. Man kan aigentlichen nit wissen, wo der letzst herr Conradt von Bickenbach hinbegraben worden[4], aber das waist man gründtlichen, das der mererteil in der großen kirchen under dem schloß,

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auch Bickenbach gehaißen, begraben worden. So ligen iren vil in ainem clösterle under Bickenbach, die Bergstraß hinab uf ainem berg. Wer aber dasselbig gestiftet, hab ich noch nie erfaren kunden. Hiebei kan ich nit underlassen, ain schimpfliche

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abenteur, so ime wenig jar vor seinem absterben zu Bickenbach widerfaren, zu erzellen. Er hat in seinem frawenzimmer ain hipschen eisenhuet oder erenwadel, wie man dann solche leut nennen thuet; dem selbigen ist nun der guet alt herr ußer teglicher beiwonung im angesicht verirret, inmaßen er

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sie angesprochen. Als sie im aber nit willfaren, sonder abschlegige antwort gegeben, ist er dardurch noch mehr und weiter anzuhalten verursacht worden. Wie nun die from dirn gesehen, das kain ufhören seines begerens, und villeicht sie ain jungers und liebers schimmele im haus, hat

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sie zu erhaltung irer ehren, wie sich dann den frommen junkfrawen gepürt, alle sachen irer frawen, der grevin von Nassaw, mit allen umbstenden geoffenbaret. Die hat sich der sach nit wenig verwundert und der dienerin silentium


  1. Kronburg] vgl. Simon a. a. o. s. 171 und 172; Kronburg d. i. Cronberg.
  2. 14[83] die minderzahl fehlt in der hs., ergänzt nach Wenk a. a. o. I, 449.
  3. Aschaffenburg] fehlt in der hs., ergänzt nach Wenk a. a. o.
  4. hinbegraben worden] s. oben z. 15.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_192.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)