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jungen herren umbgangen, das er mangel halben der zungen nit essen künden und also hungers sterben[1] müeßen. Was clag und jamers hierauß ervolgt, ist bei den eltern und auch den underthonen leichtlichen [411] zu erachten. Doch

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sein ime in leben bliben zwo döchtern, fröle Catharina, die ander fröle Anna. Ime het sein herr vatter, schenk Philips, die ober herrschaft Erbach, sampt baiden herrschaften Schönberg und Freienstain, so von der churfürstlichen Pfalz lehen, sampt der herrschaft Bickenbach, denen menzischen

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lehen, so nun die völlischen lehen genempt warden, sampt aim trefflichen vorrat an parschaft, hausrath und anderm verlassen, welche gieter er (wie dann selten leib und guet, gesundhait und reichtumb bei ainandern wonnen) doch wenig jhar mit frewden oder rhueen nießen konte; dann als er bei

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fünf oder sechs jharen ungefärlichen vor seinem absterben zu erzbischoffen Berchtolden von Menz, dem churfürsten, ob der taffel gessen, hat im gedachter churfürst in aim hochen becher ain trunk gebracht. Es hat aber bischof Berchtold bei wenig jharen darvor die krankhait, so man

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Franzosen nempt, gehapt, deren er so wol nit hat megen gehailt werden; es sein ime die zaichen im angesicht neben dem mundt bliben, und wiewol er sonst für ein höflichen und weisen churfürsten geschetzt worden, so hat er doch ohne ainige discretion oder underschaidt mit iederman gessen

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und getrunken, wenig achtens, wer hievon ain grausen oder abscheuhen empfahe, zu dem seiner hochait halben niemands sich ainigen unwillens merken hat dörfen lassen. Als nun der from schenk Erasmus zum churfürsten also kommen und mit ime ußerm becher trinken müeßen, hat er ain

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solchen grausen und unwillen darab gehapt, das in bedeucht, so baldt er getrunken, seie im ain weetag durch allen leib gangen. Wiewol er nun solche beschwerdt, zum bösten er vermögt, domals verdruckt, ist er doch, so bald er ab solcher rais widerumb anhaimisch geen Erpach kommen, gleich

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krank worden, hat sich zu bett gelegt und große schmerzen gehapt. Das hat nun etliche jhar geweret, das im ain stain in der ainen seiten gewachsen, und wiewol mehrmals bei den allergelertesten und erfarnesten erzeten rath gepflegen, auch letzstlichs, als nichs helfen wellen, etlich Juden zu

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Frankfort und Wormbs, so in der arznei verrüempt gewesen, hie-


  1. sterben] hs. sterbens.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_200.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)