Seite:De Zimmerische Chronik 2 209.jpg

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von der höchsten oberigkait reichlichen darzu begabt, auch derselb sich seiner unadelichen unehrlichen that schemen, sich wider ernidern und andern ehrlichen weichen het müeßen! Wie nun der landtgraf sicht, das er nit die Gans

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zu Bickenbach vorhanden, würdt im von seinen räthen gerathen, fürderlich in abzug sich zu begeben. Also durchzeucht [417] er die herrschaft Erbach mit merclichem schaden; dann ob er gleichwol die schlösser und stettle also im schnap nit konte überziehen, so verbrennt er doch die

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dörfer und richt ain solchen jammer an, das die herrschaft solchs in vil jharen hernach nit hat wider überwinden [künden][1], und damit warde untrew mit untrew bezallt und vergolten. In kurzer zeit, als sich dise handlungen verloffen, ist

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abermals ein tag von gemainer ritterschaft des lands zu Franken geen Mergenthaim ußgeschriben, auch alda gehalten worden. Als nun ain große somma vom adel bei ainandern, darunder auch der nottvest Hanns Gans von Newses in ainer schlechten beurischen klaidung gewesen,

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hat Jörg Gebsattl vor menigclichem offenlichen gesagt: «Die Gans (hat damit uf gedachten Hansen Gansen gedeutet) ist ain schnöde, böse gans, dann sie hat sibenhundert gens und ain halbe vergaget», welche somma gens gemelte herrschaft Bickenbach neben andern järlichen renten und gülten

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gefallen einkommens gehapt, darauß volgendts ain sprüchwort worden. Es hat der Gans solch scomma oder sarcasman nit verantwort, sonder stillschwigendt für ohren übergeen lassen und ist die überig zeit seines lebens seiner klainmüetigen und unadenlichen handlung, zu Bickenbach

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ergangen, bei allen ehrlichen adelspersonnen und menigclichem in groser verachtung und unwürde bliben, auch also erstorben. Im seie, wie im welle, so ist den armen, unerzogenen frölin von Erbach das irig wider Gott, ehr und recht

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unverschuldt in iren jungen jharen schandlichen übergeben, noch schandtlicher ingenomen und vorgehalten worden, dann obgleichwol der landtgraf sich vil erpotten und allerlai spiegelfechtens gemacht, so sein doch menigclichem seine handlungen und was im zu getrawen, wol bewisst und kuntbar

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gewesen. Es haben auch hoches und niders stands offen-


  1. künden] dürfte vom abschreiber vergessen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_209.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)