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sein werbung beim kaiser verrichten laut der instruction, oder er sollt im nit wider under augen kumen. Solcher beschaid macht den guten doctor noch ängstiger, und nach lang gehapter beratschlagung do thet er sich zum Conzen

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von der Rosen, der war des kaisers schalksnarr, durch den bei dem kaiser vil seltzamer handlungen warden ußgericht, wie dann sein in diser historia mermals gedacht worden. Dessen rat het er, wie er doch nur ain audienz beim kaiser erlangen mögt. Conz war gleich verfasst mit eim ratschlag,

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gab im ain guten trost, das er die leichtlichen bekommen mögte, doch sover, das er ime volgen wellt; welches im der doctor versprach zu thun. Hierauf het Conz sein achtung uf den kaiser und gewaret einer zeit, das der kaiser het die fürsten zu gast gehapt und gar frölich war. Do holent er

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eilends den lottringischen doctor (der war gar erlich in ainem langen rock beklaidt), fürt in ins pallatium. Als sie nun für das gemach baid kammen, legt sich Conz uf den boden uf alle viere; das must der doctor auch thun, wie schwerlich es in ankam, auch das ungeren thet, wie wol zu

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erachten. Hierauf krochen sie baide, der doctor und der schalksnarr, zum gemach hinein uf den fieren für den kaiser. Derselbig thet dergleichen, als ob er nit wisst, was sollichs bedeuten thet, fragt den Conzen, wer dieser mann wer und was er begeren. So spricht Conz: »Er ist des herzogen

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von Lottringen[1] gesandter und dieweil er dir oft ist nachgangen und geriten und in nit thest[2] verheren, so kreucht er dir iezo nach und ich mit ime. Lieber, here ine doch! so kommen wir baide seines nachlaufens ab.« Der kaiser lacht über alle maßen und hieß sie baide ufsthen, verhört

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den doctor; den ließ er mit gnaden widerum abschaiden. Und wiewol sollichs bei vilen ain seltzams und unglaublichs ansehen haben möcht, so habs ich doch von hohen leuten gehert, die dozumal darbei und mit gewest und sollichs alles [1417] augenscheinlich gesehen. Ich hab auch

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domals heren darvon reden, das man vermainte, es hett der kaiser Maximiliano zuvor ain wissens hievon gehapt und wer durch ine dem herzogen von Lutringen zu ainer besondern verachtung und spott also zugericht worden und der Conz darauf gewisen. Das mag auch wol sein und sücht im auch

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gleich, dann der kaiser hierzu lüstig und geschwündt gnug


  1. Lottringen] hs. Littringen.
  2. thest] hs. theilt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_216.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)