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sen zu ehren zu befürdern gnaigt, und irer freuntschaft vilmals angeredt und importuniert, konte sie letzstlich nit fürüber, sie müest graf Endressen auch nemen. Dieweil sie nun also die zwen eheman, hielt sie die gewonhait, das sie

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die halb nacht bei graf Endressen zu bet war; gegen tag name sie sich bettens an in irer capellen. Alsdann so kam der jung kaufman, den sie im haus erhielt, mit dem las sie die horas. Sollichs wesen weret ain zeitlang, aber der Schwab fiengs an bald zu merken, der het ain deutsch gemüet,

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wolt nit lenger henselin sein, und als er alle sachen nach notturft hett erkündiget, do pracht er die sach für den kaiser. Also ußer bevelch des kaisers und bewilligung derer freundtschaft do ward die fraw iezgehörter irer misshandlung halb gefangen, vom grafen geschaiden und ir

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lebenlang ingemaurt. Wer sie vom geschlecht gewesen, oder wie sie hab gehaißen, das hab ich über vilfeltigs nachforschen nit erfragen künden; dergleichen ist auch unbewisst, wo der kaufman seie hinkommen, aber wol müglich, er seie auch under ain eis gewüscht.

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* [1465] Darum hat der Freidank nit vergebens gesagt und darvon ain reimen[1] gemacht, sprechend:

»Ain kaufman, der liegen lert,
Ain freihait, die das recht verkert,
Ain herr, der sein landt verkauft,
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Und ain weib, die gern in dmettin lauft:
Das sein vier großer schaden,
Die gar selten wol geraden.«*

Hernach erst über etliche jhar hat sich graf Endres mit der witfrawen von Schaumburg, sie war ires herkomens ein

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frein von Starenberg, wie obgehört, in Österreich vermehelt. Es ist im, als ich ainest von den alten gehört, von vilen übel außgelegt worden, das er[2] sein erste gemahl also, wie oblaut, beim [kaiser] oder[3] der freundtschaft angeben und zu irer straf ursach geben hab. Aber meins erachtens hat

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er ehrlichen gehandelt. Bei unsern zeiten haben sich dergleichen sachen, gleichwol ain wenig leidenlicher, in Niderlanden under hochen leuten auch begeben, aber derselbig guet herr het ein verdewigen magen, sahe durch die finger, ließ fünfe gerad sein. Sovil vermag das schnöd guet. Es


  1. ain reimen] dise Priamel steht in den gedruckten ausgaben nicht.
  2. das er] hs. das erst.
  3. beim [kaiser] oder] hs. beim oder.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_255.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)