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maint, dieselbig nacht ain fein gesell zu sein und wol zu besteen. Uf die nacht ward er von der burgerin ganz heimlich eingelassen, und wiewol im ain schlafftrunk zugericht, iedoch begert er den nechsten zu bet. Das ward im von

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der burgerin verwilligit. Nun hett er das laxatif in einer zimlichen dosi eingenomen, welches auch zimblich scharpf. Derhalben, wie er zu bet kompt und vermaint, sich ganz freuntlich gegen der burgerin zu erzaigen, do facht die arznei an zu treiben. Wem war engster, dann dem gueten herrn?

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So baldt er sich ain wenig geüept und erhitziget, do kunt er lenger nit bleiben, sonder must eilends uf. Der burgerin war das ain frembde sach, die wust nit, was ime beschehen was. Die hett sich dem herrn zu gefallen wol perfümirt[1] mit irem zibet und andern dienstlichen sachen, das ir

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gleichwol nit unnot thette, wie ir hören werden; auch mit ainer guldin kettin und ainem klainat. Wie nun der herr darvon eilt, ufstett und dem haimlichen gemach zu will, do kunt er sich lenger nit enthalten, im ufsteen do lasst die büchs und perfümirt[1] der gueten frawen über das bett ins angesicht

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und uf die bloßen brust; do war nichs sicher, die kettin und das kleinet warden beschmaist und alle ding verwüst. Sie muest auch wider ufsteen, sich weschen und alles wider seubern. Ob sie diser bulschaft nit ungeduldig gewest und unwillig, das ist wol zu erachten; dann ir dieselbig nacht

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nichs freuntlichs begegnet, von wegen das der herr die ganzen nacht laufen muest und schier gestorben were. Des morgens früe schiedt er ab, so guet er konte, macht sich in sein herberg. Do legt er sich zu bet, dann ine het die arznei also geschwecht und durchtriben, das er mit rath

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der doctorn in etlichen tagen sich nit wol erholen konte oder wider zu creften kommen. Der krank, constipirt burger het uf den aubent die ander arznei ingenommen, so dem herren von Guettenstain solt worden sein, vermaint nun, es solt in laxiern. Das beschach nit, sonder macht im ain

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grose unrhue die ganzen nacht, der er doch nit notturftig war. Derhalben beschickt er sein medicum in aller früe, klagt im über die arznei. Der arzet konte sich nit gnug verwundern, was [442] die ursach, oder wie es zugangen were, geet in die apoteken. Da erkundiget er nach langem,

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wie es ain gestalt hab gehapt. Man hats dem kaiser Maxi-


  1. a b perfümirt] hs. perfunirt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_261.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)