Seite:De Zimmerische Chronik 2 267.jpg

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girigen bestia also ellenglichen hat sollen behenkt sein, und mentschlich darvon zu reden, wiewol die urthailn Gottes frei sein sollen, ist im aller unfall von ir herkomen, dann er von iren wegen den römischen kaiser Carlen, bei dem er

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doch vorhin in sondern hochen gnaden von wegen seiner getrewen dienst, dem reich und dem haus Burgundt vilfeltigclichen bewisen, verloren, das er von im handt abgethon und auch durch die finger gesehen hat. Sie, die Leonora, ist in ir jugendt in die art geschlagen, wie man

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gemainlichen sprücht ein französischen reimen, ein baschart[1], thue er guet, so sei es ain abenteur oder doch ungewonlich, thue er args, so handle er nach seiner natur. Sie wardt nach absterben ires vatterns, graf Haugen von Werdenberg, aim wolhebigen kürsner zu Ebingen verheirat, hieß Hanns

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Schott, aber sie bliben nit lang bei ainandern. So bald das werdenbergisch golt an irem hals erwarmet, so gleich war es auß, do war kein gueter belz mehr, [445] das kürsnerhandtwerk stank sie an, sampt dem hauswürt. Sie clagt an dem[2] man, bei dem wolt sie lenger nit bleiben, oder auch

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ain solche lange weil bei ime treiben. Man nam sie wider geen Sigmaringen, der Schott muest von ir weichen[3] und unrecht haben. Von dem hab ich mehrmals hören sagen, das im anfangs, ehe und zuvor er wissendt worden, die sach ganz laidt sei gewesen und schwer, sie zu verlassen,

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als er aber, wie und wann, bericht empfangen, hab er ir hernach weiter nit begert; bevorab, wie er mit seinen augen gesehen, das ir etlich, und nit die wenigisten, haben überzuckert apfelküchlin außerm maul gessen, do seien im erst die augen ufgangen. Sie hat hernach stettigs zu Sigmaringen

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gewonet, do haben ir baidt graven von Werdenberg, graf Christof und graf Felix, ain behausung erbawen. In somma, sie ist ganz gewaltig gewesen, und do etwar bei den graven was wichtigs zu handlen oder zu verrichten gehapt, der hat dieser Leonora wol geniesen megen. Und wiewol grave

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Felix vil uf ir gehapt, iedoch hat er dessen wenig gegen ir genossen oder sie im glauben gehalten, dann wenig under seinen trabanten gewesen, die ir nit verborgenlich bekannt


  1. baschart] dieses sprichwort lautet im Französischen:
    Bastard est bon c'est avanture,
    Estant mauvais c'est de nature.
    s. Le Roux de Lincy, Le Livre des proverbes français (III. édit.) II, 71; s. noch unten III, 72, 7 ff.
  2. an dem] hs. am dem.
  3. weichen] hs. weihen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_267.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)