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münch im closter gestorben, den hat man im capitel neben den creuzgang wellen vergraben. Wie man nun die gruben gemacht und zimlich dief in den boden kommen, do ist ain hitz und ein solcher rauch user der gruben gangen, das

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der abt und die andern münch erschrocken, von irem fürnemen gestanden, die gruben eilendts wider zu haben geworfen und den abgestorbnen münch anderswohin vergraben. Dem andern kirchenstürmer, dem keller zu Balingen, ist sein frevel auch nit unbelonet bliben; dann nachdem er vil

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böser stuck verbracht, in dem im von seiner obrigkait lang zugesehen, do hat in der herr aller herren angriffen, das er von sinnen komen, ein stum und ainem lautern kindt ist [gleich][1] worden. Und ob er von seiner obrigkait sollte gestraft werden, so kan sie doch das mit recht und keinen

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fuegen thon; es vermaint menigclich, Gott habe ine seins übergroßen übermuets und frevels halb gestraffet[2]. Das kirchle ist uf die 600 [jar][3] alt gewest, wie man die jharzal an den stainen gehawen gefunden, und haben die alten geglaubt, s. Ulrichs habs selbs geweicht, wie er dann in unser

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landsart vil kirchen soll geweicht haben. [1408] Bei vierzig jaren ungefärlichen darvor ist bischof Friderrich von Augspurg[4], seins herkomens ain grave von Zollern, wie man vermaint, der ursach halb auch gestorben. Diser bischof hat die zeit er den stift regirt, loblichen

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zugepracht und wol haus gehalten. Man sagt auch gleublichen von ime, das er ganz keuschlich und rain gelept biß an sein ende. Aber im letzsten jar seines lebens, anno 1505, erkauft er die heuser allernechst dem schloß zu Dillingen, genannt uf dem Perg, die prach er volgends hinweg,

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dergleichen sant Ulrichs capellen, dahin macht er ain paumgarten. Gleichbaldt darnach wardt er unversehenlich krank, starb auch des legers. Do vermaint menigclichen, Got het im von s. Ulrichs wegen, das er ohne sondere nott dem selbigen sein kirchen het abgebrochen, das leben verkürzet.

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Aber sein nachkommen, bischof Hainrich, ließ ußer der ursach in s. Ulrichs er ain andere kirchen zu Dillingen pawen. Diser bischof war ain edelman von Liechtenow,


  1. gleich] dürfte zu ergänzen sein.
  2. gestraffet] hs. gestrafftet.
  3. jar] fehlt in der hs.
  4. Friderrich von Augspurg] vgl. über ihn Braun, Geschichte der Bischöfe von Augsburg III, 89 ff., und Steichele, Archiv für die Geschichte des Bisthums Augsburg I, 142 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_288.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)