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in der herrschaft vor Waldt, hat er allerlai kurzweil gehapt, insonderhait aber ist Gabriel von Magenbuech, ain erlicher von Magenbuech, mehrmals zu im kommen. Der hat vil schimpflicher, lecherlicher hendel bei seinen zeiten gehapt,

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derhalben er den herren allen dreien fast lieb gewesen. Er ist uf ain zeit mit herr Johannsen Wernhern in die herrschaft Mösskirch geritten; der hat in uf ain jagen mit genomen, also ist Gabriel, allernest bei Guettenstain, mit listen uf ain wefzennest gehaißen worden zu sitzen, welches er

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gethonn und übel von den wefzen gestochen worden. Als er nacher wider ufgesessen und herr Johannsen Wernhern vorgeritten, hat in derselb, als sie under ain baum und aim nideren ast hinreiten müeßen, mit reden, das er hünder sich sehen muest, also ufgehalten, das sich der guet Gabriel selbs

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ab dem ross geritten. * [1545] In etlichen jaren hernach war ain edle junkfraw, hieß . . . von Rosen, bei graf Wilhelms gemahl von Eberstain im frawenzimmer, die straift sich selbs auch dergestalt ab ainem pferdt, wie bemelter graf Wilhelm und dann die

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grefin zu irem herr vatter, graf Philipsen von Hanow dem elter, gen Buchsweiler[1] welten raisen und ine ain mal haimsuchen. Das gieng also zu. Sie sprachet im raisen mit dem jungen graf Philipsen von Eberstain; wie sie aber der maßen arguirt, do rit sie ganz unversichtlich under ain baum,

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darvor sie dann niemands thet warnen, und zu allem unglick het derselbig baum ain rechte zwickgabel an ainem ast, der für den baum heraußgieng. In dise zwickgabel kam die junkfraw mit dem haupt, blib darin hangen, das ross gieng under ir hein. Da hieng sie, wie man vom Absolone

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schreibt, biß der ast brach; do fiel sie uf den boden herab und der ganzen mesanei mit irer reuterei ein gelechter macht. * Wie er [Gabriel] nun zu großer ungedult und zorn bewegt, ist er mit herr Johannsen Wernhern ufs morgenessen

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geen Guettenstain kommen. Underwegen ist er außer anschicken herr Johannsen Wernhers von vilen weibern zu Guettenstain ufgefangen worden, die haben im sein were mit gewalt abgürtet. Als das Gabriel ersehen, hat er in zorn geschrieen: »Packt euch[2], ir kotzen! das euch botz

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schweiß schende! flüecht, oder ich steck aine an ein schwerdt!«


  1. Buchsweiler] hs. Buchweiler.
  2. Packt euch] hs. Packt eucht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_296.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)