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dauzestu mich?« Antwurt Gabriel: »Warumb sollt ich dich nit dauzen? ich will dich dauzen.« Sprach der ander: »Gabriel, du solt mich nit dauzen, dann ich bin ain junker!« Hierauf Gabriel: »Botz schweiß! du bist kein junker.« So

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sprach dann der ander: »Ich bin ain junker.« Deren wechselwort triben sie sovil, biß letzstlichen der Gabriel ergrimpt, erwüscht den junker beim har und schlueg den lotter bluetübel, sprechende: »Sehe, sehe, bis ein junker! Wiltu noch ain junker sein?« Also pflag er, Gabriel, die historiam

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mündtlichen zu erzellen. Hierauf het der junker geschrieen: »O wee, Gabriel, laß mich mit friden! ich will kain junker mehr sein.« »Botz schwaiß:« sprach der Gabriel, »ich schlueg den lotter bluetübel, das er sich sollt erbarmbt haben.« Es haben alle assistenten ires handels also gelacht, das

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niemands under inen dem junker hilf beweisen künden. Der ist vom Gabriel, der im sonderlichen gehessig gewesen, also gerauft und mit fünsten geschlagen worden, das er sich eilendts, nach dem in Gabriel von im gelassen und sein mütlin wol zuvor an im erkület, wainendt und mit zerstrobeltem

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haar und großem spot darvon hat packt. Bemelter Gabriel dörft wol auch also ein lerman mit dem Martin von Fridingen haben angefangen. Derselbig kam ain mal geen Costanz in den tum, darin gieng er spaziern uf und ab, wie man pflegt; war aber ganz schlecht

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beklaidt, als dann die alten vor jharen keiner cöstlichkait der claider haben geachtet; iedoch vermaint er, man sollte ine billich kennen und auch für den haben, der er were. So bekompt im ainer, den grüest er. Der selbig kante ine nit von wegen der schlechten beklaidung und dann

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auch, das er, Martin von Fridingen, ain unachtpare person war. Darum gab er im ain schlechten beschaidt. Sprücht Martin: »Du solltest billich an dem knöpfle sehen, wer ich were,« und zoch damit sein huet ab, zaigt im ain kleins guldins knöpfle, das er an ainer schnur hett am huet

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hangen. Aber der Gabriel hat bei und mit herr Johannsen Wernhern und herrn Gottfridt Wernhern, baiden gebrüedern, vil seltzamer hendel gehapt; dann so die iezernempte beide geprüeder gemainlich oder ieder insonderhait hofgericht vor

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Waldt zu halten gesinnt, und die appelationen zu Seedorf oder Oberndorf außzusprechen, ward Gabriel von den baiden herren neben andern zu beisitzer am hofgericht erfordert,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_301.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)