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das gesicht[1] vergieng, mit den augen glutzet und anders nit gestalt, als ob er gleslin in augen hett. Iedoch erholt sich der maister Petter wider, macht ain gelechter darauß und zoche alles in ain schimpf. So lachten die herren alle drei

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und menigclich zugegen, das Gabriel irer hilf und beistandt halben erwürgt und umbbracht were worden. Gleich darauf ward wider ain bericht von den herren zwischen Gabrieln und denen pfaffen gemacht. Er, Gabriel, kam uf ain zeit mit herr Gotfridt Wernhers, seines herrn,

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amptman zu Oberndorf, dem alten Hannsen Wernhern, genannt Saurheffel, in ein streit und triben die wechselwort so lang mit ainandern, das sich der Gabriel des bezigs nit erweren oder erledigen konte. Er entran im letzstlich selbs und sprach zum amptman, er thette im unrecht und lüge

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in schandtlich an. Das wolt der amptman nit guet haisen, und als er das seim herrn, herrn Gottfridt Wernhern, mit ernst klagte, und aber derselbig sein daran spottet, name er ine zu Oberndorf mit stattgericht für, und war die clag also gestellt, das Gabriel ine, amptman, uf die und diese

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wort het liegen lassen, mit beger, das er hierum der billichkait nach gestraft solt werden, auch ime ain abtrag und widerruef thon. Gabriel verantwurt die clag mit schlechten worten und war der nit gestendig, sonder als der amptman selbs gelogen, dessen er noch gestendig were und frei sagte,

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het er im das offenlichen verwissen und hetts in gar nit gehaißen, dann es im nie lieb gewesen; kunte sich auch darbei wol erinnern, das es ain verkerte und unchristenliche leer oder gehaiß were, ein nebenmentschen haißen liegen. Wiewol nun der amptman alle behelf suchte, iedoch

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erkannten die richter, man sollte die zeugen, von baiden theilen ernempt, fürstellen, die sollten gehört werden, und nachgeends beschehen, was recht ist. Also warden die zeugen ofenlich vor gericht verhört. Die sagten einmündig, das Gabriel den amptman nit het liegen haißen, sonder im

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allain die luginen verwissen. Darauf wardt Gabriel von der clag ledig erkennt. Es hat dem amptman, der hiermit vil gespait worden ab solcher calumnia[2] ain solche beschwerdt und verdruß empfangen, das er dem Gabriel die überig zeit seins lebens nie wider hold worden, sonder, wamit er

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künden, allen unwillen erwisen, inmaßen, wa die herrschaft nit


  1. gesicht] hs. geschicht.
  2. calumnia] hs. calmunia.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_304.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)