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burgermaister das zu großer mühe und verachtung ufnam, dann er größlich verspottet und verachtet wardt. Iedoch, in ansehung das er und seine herren von Rotweil des kriegsvolks, das sie vermainten, notturftig waren, mueste er außer

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der not ain tugendt machen und das gespai vom kriegsvolk für ain schimpf ufnemen. * [1296] In diesem krieg do namen sich die von Dornow ires herren, des herzogen von Würtenbergs, sachen hoch an und villeucht schier etwas mehr, als andere

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würtembergische stet und empter, denen es baß wer zugestanden, auch das fruchtbarlicher hetten thuon kinden, wie man gemainlichen sprücht, was übel und am wenigisten beritten, das wel am allermaisten darvornen daran sein. Also die Dornower die hetten ain große beschwerdt, das die von

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Oberndorf mit der statt Rotweil im burgrecht und sich wider Würtemberg einließen, darumb den Oberdorfern zu ainer schmach und spot do dichten die Dornower ein aigen liedt, dessen anfang also was lauten:

»Oberndorf, du schebige haut,
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Du scheust die feindt mit kabaskraut,
Mit großen kabasköpfen.
So du dann wider haime kompst,
So gibt man dir nuß[1] und öpfel.«

Es namen sich die von Oberndorf deren sachen nichs an,

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ließens für oren geen, dann vil jar anher etwas widerwillen zwischen Oberndorf und Dornow gewesen. Das soll von dem lausigen wammas von Dornhaim sein ursprung nemen; ist ain sprüchwort, damit die Dornower gespait werden. * Es sein bemeltem burgermaister, dem Freiburger, seiner

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übergroßen hochfart und übermuet vil seltzamer und lecherlicher handlungen begegnet, sonderlichen aber mit graf Herman von Sulz. Derselbig war ain fromer, einfeltiger, kündischer mentsch und ward von seinem brueder, graf Ruedolphen, geen Rotweil verordnet, daselbst sollt er das

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hofgericht versehen. Begab sich uf ain zeit, als abermals hofgericht und das selbig vor der statt under den linden sollt gehalten werden, das der guet graf Herman mit seiner gesellschaft ob dem morgenimbiß sich zuvil verspetet, also das die urthlsprecher sein im Haimgarten (also würt der

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lindengart, dorin das hofgericht iedes mals angefangen und


  1. nuß] hs. muß.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_306.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)