Seite:De Zimmerische Chronik 2 307.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

geendet wart, genannt), ain guete weil warten muesten. Es hetten sich die procuratores und alle umbstender zu den schranken gethon, und ob gleich deren etlich, so in ansehung der kelte und winterszeit des verzugs halb

5

ungedultig, so nam sich doch dessen niemands sonderlichen an, dann allain der burgermaister Freiburger. Derselbig trib seine spitzreden. Indess kompt graf Herman, der hofrichter, mit seinen dienern und den hofgerichtspotten, wie dann ain gewonhait, das die hofbotten allweg uf ain hofrichter warten

10

sollen. Der guet Herman satzt sich in seinen richterstuel, der hofschreiber gab im den stab, wie gepreuchlich, in die handt. So facht der Freiburger für sich selbs und ohne allen bevelch der andern urthlsprecher an zu reden, sprechendt: »Gnediger herr, was mainen Ewere Gnaden darmit,

15

das sie meine herren (damit zaicht er mit der handt uf die andern urthlsprecher) in diesem ungewitter und winterskelte so lang uf sich warten lassen?« Und als er mehr reden welt, richt sich graf Hörman uf, spottlechlendt, wie er dann sonst auch [467] ain lecherlich angesicht het, und mit ainer

20

langsamen, gespöttigen, honlechlenden stim sprücht er: »Es ist schad, lieber burgermaister, ich hab auch oft uf euch warten müeßen.« Es wolt menigclich vor lachen zerbrechen, und muest sich mein herr burgermaister des gespöts benüegen lassen und darmit verguet haben, dann ims iederman wol

25

gunte. Zu ainer andern zeit waren die drei herrn gebrüedere abermals bei ainandern zu Oberndorf in maister Petters, des pfarrers, behausung, und wiewol bemelter pfarrer und dann der Gabriel nit zusamen sachen, iedoch ward Gabriel

30

von den herren von merers gelechters und vatzwerks willen auch berüeft. Der pfarrer het haimlich ain groß misfallen darab und hette das gern verhündert und sprache zu den herren: »Was mainen Ewere Gnaden doch mit dem schalksnarren, das sie den so oft berüefen lassen? nun kan er doch

35

nichs, dann den wein außtrinken und die disch zerkretzen, darneben ain unnutz man sein.« Aber die herren kerten sich nichs daran. Der Gabriel kam. Nun het des Gabriels hausfraw, so im haus saße, ein schmerlaib verloren. Do het in die fraw bezigen, er het ir den entwert. Das wolt

40

der Gabriel nit verguet haben und het die fraw auch gescholten. Das hetten die herren gebrüeder erfaren. Ob disch fiengen sie an, den Gabriel höflich mit dem schmer-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_307.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)