Seite:De Zimmerische Chronik 2 309.jpg

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Das wolt der Gabriel bössern, sagt, wie er ainest mit seim herrn säligen, herr Veit Wernhern, vilmals zu Stutgarten gewesen und, so derselbig hinauf geen hof reiten, het er ufgewartet, were er oftermals ganz otenlos und mühed

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worden. Dieweil aber das schloß zu Stutgarten in der ebne gelegen, und der Gabriel also an frischer lugin ergriffen, mechten sein die herren gebrüeder und menigclich wol lachen. Gabriel schampt sich übel, das er sich also grob verdärpt het, und wolt ain bössle darauß machen und

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sprach zu herr Gottfridt Wernhern, seinem herren: »Gotfridt Wernher, du hochgelobter fürst, du bist, botz schweiß! ain leckerschman, sommer gele! du bist ain fuchs und geest uf helem eis.« Aber er konte das gespai damit nit abwenden.

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Gleichergestalt hab ich uf ain zeit gehört, das in ainer gesellschaft von der statt Antorf geredt wardt und von aim spaivogel fürgeben, wie er uf ain zeit im winter im gebirg gegen Flandern verirret were und gar nahe erfroren. Do sprach herr Hanns Weingeber, er were ainsmals schier in

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selbigen pergen beraupt worden. Solchs beteuret er mit ganz hochen worten, wie er dann gewon war, durch die nasen zu reden, sprechendt: »Beim lebenden Got! es ist war, ir leut seindt niergends gewesen und hapt nichs erfaren.« Im konte aber und wolt niemandts hierin glauben,

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seitmals in etlichen meil wegs umb Antorf kain gebirg gefunden würt. Dergleichen facetia sagt er ainmal vom mausthurn im Rhein, wie in etlich trumetter uf selbigem thurn anblassen. Aber Gabriel sagt herrn Gottfridt Wernhern ainsmals, wie er sein eltern brueder, herr Johanns

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Wernhern, het hören welsch reden. Das wolt herr Gottfridt Wernher ihe wissen, was er gesagt, antwurt, er hett gesagt »schwarzen wein! schwarzen wein!« den hett er gefordert. Ich glaub, es seie zum schlafftrunk beschehen, da redt man zum oftermal so welsch, das kainer den andern versteet,

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was deutsch, oder welsch. Bemelter Gabriel hat sich der schwarzen kunst vil berüempt, auch mehrmals gemelt, er hab die hellische gaister in seim gewalt, das sie mit im reden in wecken weis, und kunte auch die dahin zwingen, das sie im gehorsam sein

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und in nötten mit gelt und anderer darreichung underhalten müßen. Iedoch, als er letzstlich sterben und in der pfarrer zu Oberndorf, maister Petter, beicht gehört, hat er bekennt,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_309.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)