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das halbthail nach seinem begern gepürn. Graf Christoffen ist es hernach fürkommen, der hat des gauchs wol lachen megen. Und ist dess weniger an ain solchen doren zu achten, dann es lud sich uf ain zeit graf Wolf von

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Hochenloch bei Philips Echtern, der domals vizthom war des fürsten von Menz zu Aschoffenburg, zu gast. Philips Echtern entschuldiget sich, er kennte in uf dizmal also unversehen der gepür nach nit halten. Der graf ließ nit nach, sprach: »Ach, mein vizthom, ir dörfen von meinen wegen nit ängstig

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oder sonders bemühet sein, ich frag vilerlai essen gar nit nach; so wir ain essen vierzehen oder fünfzehen haben, will ich wol zu friden sein und nit mehr begern.« Darbei war im auch ernst. Philips Echter sprach: »Herr, ain kue bescheiß euch, und ain große, schwarze kue[1] ! wa wolt ich

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euch sovil essens geben künden? ir müeßen also zu unzeiten mit vil wenigerm verguet haben.« Also aßen sie mit ainandern. Philips Echter war ain hof- und weltman, der gab dem grafen sovil zu essen und zu trinken, das er halt all satt ward und nach dem essen entlüef außerm hof ohne

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seiner diener wissen, und wolt über den Main geen Leider faren, war ain kleins dörfle, so er doch wol hett über die groß staine brucken kommen künden. Aber es war ain rechter schwindelhürn[2]; wie er gelept, also ist er auch darnach hingangen. Aber ad propositum. Der Hanns

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Hofmaister mueste zu Sigmaringen der esel warten und das wasser hinauf ins schloß fieren; so dann die essel tragendt wurden, wont er, es were seine künder, und lief dorafter zun edelleuten, zaigt inen an, die essel weren schwanger, und bat, sie wellten gefettrig sein. Dergleichen geucherei

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trib er vil, dann die leut schankten ime gefettriggelt. Das gefiel ime wol. Nit mag ich wissen, obs er, oder gleich sein herr domals bösser bedachtet haben. Herr Johanns Wernher het noch ain solchen dorechten man, war auser Oberndorf bürtig; man hieße das geschlecht nun die Scherer,

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iezundt werden sie die Gengle genannt. Er hieß Wolf Scherer, aber von wegen das er so dorecht und ain so wunderbarlicher, verkerter mentsch, ward er nit Wolf, sonder Petter Letzkopf gehaißen. Er gieng sommer und winter


  1. schwarze kue] über die schwarze kuh s. Liebrecht in den Heidelberger Jahrbüchem 1863, 683; De Gubernatis, Die Thiere in der indogermanischen Mythologie, übersetzt von M. Hartmann (1874) s. 36 und 675.
  2. schwindelhürn] hs. schwinderhurn; s. register.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_312.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)