Seite:De Zimmerische Chronik 2 315.jpg

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und sprücht zum blinden: »Sprüng! oder du felst über den stain». Der blindt vermaint nit also sorgclichen steen, und sprüngt. Damit felt er in die Tiber hinab, und also blib dem Petter der mantel und das gelt. Er hats von im

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selbs nit verschweigen künden. Darneben hat er auch anzaigung gethon, wie er umb solch gelt gleich liederlich wider kommen; auch seie er ains mals von etlichen Walhen uf dem weg begriffen worden, die haben ine uf den boden zerspannet und im gewalt angelegt. Also wunderbarliche

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und seltzame ding, so ime begegnet, hat er nit verschweigen, wenig bedenkendt, ob im was nachtails hierauß ervolgen megte. Als er wider in das Deutschlandt kommen, ist er vil wider zu herr Johannsen Wernhern gewandlet, der wolt in aber von wegen seins unsaubern wandels nit gern dulden.

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Er kam uf ain zeit geen Seedorf. Herr Johanns Wernher war sein gar unwillig, er wolt sich aber außerm haus nit thedingen lassen oder weichen. Wie er nun ain fenster in der größern stuben im schloß ufthuet, so fleugt ain maisen hinauß. Das nam herr Johanns Wernher, sich sein zu

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entladen, für ain ansprach, schlueg im die maisen für hundert güldin an und wolt ihe vom narren ain abtrag haben, oder gefangen legen. Der Petter sprach: »Wie kanst du dich umb das maislin also gestellen? Ich will dir ain anders kaufen umb drei heller.« Also nach vil wechselworten und

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thedigung umb die empflogen maisen, als der narr besorgt, herr Johanns Wernher würde ine umb den abtrag villeücht inlegen, macht[1] er sich eilends darvon. Herr Johanns Wernher het alle kurzweil darmit. Er ließ dem narren in aim schimpf und zu ainer angst nachjagen. Der lief den

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nechsten hinüber gen Zimbern zu herr Wilhelm Wernhern; bei dem war er auch etliche tag. Wie er aber von dem gesünde alda vernam, das herr Wilhelm Wernher willens were, in ainer kürze geen Zürich zu seiner schwester, der äptissin zum Frawenmünster, zu verraisen, lag er dem herren

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ernstlichen an, mit pitt, er sollte in auch mit nemen, dann er sonderlichen in Schweiz gern umbher terminierte, von wegen das man ime, wie er sagte, reuchlichen almuesen gebe und darnehen vil milch, die er gern aße. Aber herr Wilhelm Wernhern wolt des narren nit. Der wardt dardurch erzürnt

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und het heimlich achtung, an welchem ort herr Wilhelm


  1. macht] hs. machts.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_315.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)