Seite:De Zimmerische Chronik 2 317.jpg

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aim schmalhirten; also würt der hirt genempt, der die kelber, gaiß, schaff und ander klein vich hüeten soll. In der beställung soll er von den fürnembsten der gemaindt bericht[1], uf was waid er faren solt, insonderhait ward im ain berg,

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nit ferr darvon gelegen, in ansehung das vil welf darin, hoch verbotten. Also da man den narren denselbigen berg und waldt verbott, do facht in erst an, das vich darein zu treiben. Begab sich in wenig tagen hernach, das der Petter mit seinen gaisen und schaffen an das verbotten ort kam; also

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waren die wölf da und verzuckten sechs schaff von der hördt, die waren gleich zerrissen und gefressen. Der narr stält sich greusenlich, er schalt die wölf und warf mit steinen nach inen, aber es half nichs. Die sechs schaf waren hin und zu allem glück oder unglück gehörten sie alle sechs

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aim mair zu. Derselbig war der sach gar übel zu friden und nam den narren im dorf mit recht für. Der narr erschin. Da thette der paur ain große clag uf den Petter, wie er durch seinen unfleis in umb die schaf gebracht und zu schaden gefürt hette, mit beger ains abtrags, sampt dem

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erlittnen costen. Der Petter tratt nach beschehner clag fürs gericht und wolt sich verantworten, aber die richter vermaneten ine, er solt ain fürsprechen außerm gericht nemen, der im das wort thette. Petter sagt, er dörfte kains fürsprechens, sonder könte im selbs genug reden. Darauf

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sprach er zu den richtern, er were der clag nit gestendig, zudem unbillich, das er die schaf bezallen sollte als der, so keinen nutz darvon ingenommen, sonder der sollts billichen bezallen, der sie gefressen hette; und sätzts damit zu recht. Hüerüber bedachten sich die richter nit lang, und dieweil sie

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sonst mehrtails dem maier, dem der schadt beschehen, villeucht sonst abgünstig waren, do erkannten sie ainhellig für den narren und namlich, das der oder die, so die schaf gefressen, billich bezallen und allen uncosten abthon sollten. Der mair war der urthel nit content und, so er von seinen

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freunden und verwandten nit abgehalten, het er appelliert. Aber der Petter begert der erhaltnen urthel brief und sigel. Das wardt im von wegen des uncostens, so weiter darauf laufen het megen, aberkent. Also blib die rechtvertigung uf dißmal darbei, und entstunde vil gespais herauß, dann


  1. bericht] es ist entweder zu ergänzen: erhalten haben, oder es ist statt soll zu setzen erhielt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_317.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)