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Clingenberg uf Twiel; dohin waren auch sonst etlich, nit wenig vom adel geflohen. Alda verharret er biß zu ende des landtsterbents. Damit aber sein gemahl, auch sein junger sone, herr Johanns Christof, wie gepürlichen,

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versehen und zugleich auch in gueter sicherhait, schickt er sie also schwanger und gar mit grosem leib sampt dem sone geen Möspelbron zu Philips Echtern, irem stiefvatter, und zu der grefin von Werdenberg, irer fraw muetter. Da wardt sie wol empfangen, auch, so lang sie alda blib, ganz

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freuntlichen und wol gehalten. [484] In wenig monaten, sie allda ankommen, gebar sie ainen sone, wardt Frobenius Christof im tauf genannt; geschach uf den tag Juliani martiris und was der neunzehest des monats Februari im jhar 1519, zwischen vier und fünf uhren vor mittemtag. Derselb jung herr

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hat ain westerhauben gehapt[1] (also würt das felin genannt, das die künder zu zeiten ob irem angesicht mit inen an die welt pringen). Das ist domals für ain glückhafts, guets zaichen geachtet worden, dann sollichs bei wenig kindern zu finden. Was aber die ursach, das deren kind ains

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glückhafter, dann ain anders, seie, dess geben die arzet und gelerten mancherlai ursachen, das ich iezmals bleiben laß, sonder die mehrverstendigen darvon will sagen lassen. * [1223] Herr Froben von Hutten wellt ie, man sollt kolen und würfel zum westerheublin legen, damit der jung

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herr, da er erwüchse, zu aim spüler und aim wilden, abenteurigen rittersman würde, der ain kriegsman und ain frenkischer reuter gebe, also wellt man mit im zufriden sein. Do must man kolen und würfel darzu thon. Hiebei ist zu merken der aberglaub der mentschen und das sölliche

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sachen nichts würken künden; dann diser jung herr, wie er zu seinen tagen kommen, kainem spill oder reuterei nie nachgefegt oder sich deren beladen, das wissen alle die, so in bis anhere gekennt oder die ainichs wissens umb seine sachen gehapt. *

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Die alt grefin von Werdenberg het hernach im gebrauch, dasselbig felin ides jhars mit goldt, edelgestain und pörlin zu bössern und zu mehren; dann also haben die alten vor


  1. westerhauben] über die westerhaube, glückshaube s. Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart s. 194, nr. 341; vgl. auch Schmeller Bayerisches Wörterbuch II² 1043, und Birlinger, Schwäbisch-Augsburgisches Wörterbuch s. 430 unter Westerhemd; Birlinger, Aus Schwaben II, 234 und anmerk.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_333.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)