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genad komen, das er im das schloß Werdt, ligt under Bratselden[1] am Main, verpfendt. Das hat dieser Wolf Behem nach der deutschen art ganzherrlich wider erbawen, dann er nit ain kleine parschaft zusamen het gebracht. Und als er uf sein

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alter kommen, ist im schier die gedechtnus empfallen, darzu ganz kündlich worden und hat sich keiner sachen mehr angenomen, sonder alle sein frewd mit der parschaft gehapt; dann, wie man sagt, hat er schier teglichs [485] seine gelt seck von ainer behaltnus in die andern getragen, auch izo

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das goldt, dann die münz besichtiget. Seins brueders ...[2] söne haben ine geerbet. Ich kann nit underlassen, ain gueten schwank zu vermelden, der sich uf der kündteufete zu Möspelbron begeben, wie man den jungen herren, Froben Christof, geteuft hat.

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Die fraw Amelia Echterin, von der hieoben meldung beschehen und die den jungen herren auch ußer dem tauf gehept, war noch domals in witwenstandt, dann sie zuvor eim edlman von Reifenberg ußer der Wederow war vermehlt gewesen, bei dem sie ain son, Philips, auch ain dochter,

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Anna genannt, überkommen, und nach absterben ires hauswürts war sie ain zeitlang bei irem eltern brueder, Philips Echtern. Des morgens in aller früe, wie sie zu gefettrig war gebetten, kam die gut fraw zu irem brueder übers bet ganz angsthaftig und fragt in raths der schenkin halb; und

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aber ir brueder, auch die grefin von Werdenberg gaben ir bericht, das sie sich nit bekommern oder bemüehen sollt, dann das von kainer schenkin wegen angesehen were, sonder allain außer freundtschaft und besonderm vertrawen. Hierauf ware sie frölich uf der kindteufete. Ob dem imbis

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war menigclich sich erfrewen und aller kurzweiliger reden sich befleisen. Nit waiß ich, was der frawen Amelia so lecherlich war, sie kam an ain söllichs lachen, das sie nit wol aufhören konte. Interim aber, wiewol sie darvor von irem brueder gewarnet, so entwüscht ir doch ob disch ain

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kleins fürzlin. Ir brueder und menigclichen lachten dessen noch mere. Die guet fraw wüst nit, wie sie das verantwurten solt. Nun sas aber ain gar alter pfaff gegen ir ob disch hinüber, war caplon im schloß, und hetten ine die


  1. Bratselden] d. i. Prozelten.
  2. ...] der name des bruders läßt sich nach Humbracht a. a. o., der eine stammtafel der Mörle (Mörlau) genannt Böhm, s. 291 giebt, nicht bestimmen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_335.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)