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alten Echter von jugendt uferzogen. Denselbigen pfaffen zige die fraw, er hett sich also zu laut merken lassen. Es kont niemands vor lachen reden. Der pfaff war übel zufriden, das er dessen solt bezigen werden, dieweil er

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unschuldig war. Der sprach in großem zorn : »Ach, das ich in deiner jugendt (dann er het sie vor vil jharen, da sie noch ain kindt ware, schreiben und lesen gelernt) dich nit baß mit den rueten hab gezüchtiget!« Es kunt niemands darzu reden vor lachen, und war ain fröliche kindtteufete.

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*[1239] Es gemanet mich vast an dergleiche sach, beim herzogen von Würtemberg und allen seim frawenzimmer bei wenig jaren sich begeben. Es kamen graf Baschian von Helfenstain und graf Wilhalm von Ötingen zu herzog Christofen geen Münsingen uf die Alb und het herr

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herzog sein frawenzimer alda, war ain großer lust mit jagen. Somma, wie die baidt grafen bei dem herzogen, der herzogin und dem frawenzimmer an der tafel neben ainandern saßen, do entwüscht graf Baschion ein lauter furz. Er zigs grave Wilhalmen, überschrie in auch, daz der merertail

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darfür hat, er hets gethon; kam dahin, das ers bekennen müest. * Aber sie [Amelia] war in kürze darnach abermals aim edelman in der Wederow verheirat, der hieß [Johann][1] von Dorfelden. Bei dem hat sie nur ain son, Philips genannt,

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überkommen. Sie war ain ehrliche fraw und die sich bei irem letzsten eheman, dem von Dorfelden, der vil jhar ein kranker, lammer und bresthafter man war am podagra und sonst, sovil erlitten, das sie billich höchlich gelopt und desshalben ir gedechtnus andern zu ainem ebenbilde nit soll in

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vergeß gestellt werden. Das ich aber wider uf mein propositum kom, so ist zu wissen, das herr Johanns Wernhers von Zimbern gemahl, so lang der sterbend im landt zu Schwaben hat geweret, bei irem stiefvatter, Philips Echtern, und ir fraw muetter,

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der grefin von Werdenberg, zu Mespelbron bliben ist, als aber die sterbenden leuf in obbemeltem 1519 jhar nach ostern und umb pfingsten wider nachgelassen, verfüegt sich herr Johanns Wernher umb s. Johanns tag hinab geen Mespelbron, in mainung, sein gemahl, auch beide seine söne

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daselbst zu hollen, als er auch thette. Dieweil er aber über


  1. Johann] ergänzt nach Humbracht a. a. o. s. 245.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_336.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)