Seite:De Zimmerische Chronik 2 374.jpg

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ist er im dorf umbher geloffen, die kinder gejagt, auch zum oftermaln die weiber unversehenlichen in heusern also erschreckt, das große clagen über in bei dem alten herren ervolgt, wiewol der alt herr in darumb nit strafen ließ, sonder

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dessen wol lachen mocht. Iedoch, dieweil er ine nit maistern wolt oder mocht, do schickt er in geen Zürich zu seinen zwaien eltesten schwestern, fröle Anna und fröle Catharinen, waren im Frawenminster im freien stift zu Zürich; daselbst gieng er ain zeit lang in die schuel. Mitlerweil und

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er alda, wardt ein namhafter Schweizer und burger von Zürich umb etwas cleinfüeger sachen, wie dann die Schweizer ein strengs recht, zum schwerdt verurtailt. Dieweil aber derselbig menigclichen betaurte, do wardt von den fürnembsten angericht, das dieser jung freiherr den armen man dem

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nachrichter im ausfieren vom strick sollte abschneiden. Das beschach. Dieweil aber herr Gottfridt Wernher noch so gar jung, das er söllichs nit het künden verrichten, wardt er von dem amman im Frawenminster dahin getragen. Der trang mit großem gunst des gemainen mans hindurch und

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half im, das der strick abgeschnitten wardt. Es beschach auch söllichs mit guetem willen des nachrichters. Der sprach: »Liebs herlin, nempt in! ich guns euch wol.« So baldt der arm man also unversehenlich vom todt erledigt, nam er vor großen frewden den jungen herren uf den arm, lief da

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in die nechsten kirchen für den fronaltar, daselbst fiel er uf seine knie nider, dem allmechtigen seiner erledigung halb dank sagendt, und darbei ließ es auch ein rath und gericht alda bleiben. Der jung herr hat mehrmals an den victualien, dann seine schwester nit vil überigs domals, großen

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mangel gelitten; zudem thetten die Schweizer selbiger zeit ein zug in Mailandt, do riß herr Gotfridt Wernher auß und zog mit dem tross darvon, dann niemands acht uf in hette, oder den er sonderlichen förchten dörfte. Er kam mit inen für Chur hinauß, gleichwol er über acht oder neun jhar nit

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alt war. Es thette aber der pfrundtamman im Frawenmünster zu Zürich das böst; der ritt eilendts hernach, wie man erfure, das er darvon, und kam zu dem haufen. Als er nun den jungen herren under dem tross fandt bei andern schueler, die gleichfals der schuel den rucken gebotten, name er den

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mit wissen der obristen under dem haufen wider zu sich. Die thedingten mit dem pfrundtamman der gestalt, das der jung herr, so mit irem haufen ußer unverstandt der jugendt


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_374.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)