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Ötingen, ganz freuntlich. Sie hetten vil söne bei ainandern, die enthielten sich domals mehrtails bei irem herrn vatter, wiewol iren etlich tomherren waren, als namlich schenk Jeronimus und schenk Melchior. Diese alle bewisen herrn

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Gottfriden Wernhern, irem vettern, allen freuntlichen willen. Nun waren schenk Albrecht und seine söne alle guete waidleut, insonderhait mit dem baisen, damit sie vil weil vertriben. Begab sich ains mals, das sie wider samentlichen uf die baiß ritten. Der alt herr het inen allen befolchen,

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guet achtung zu geben, wohin die hüner fieln; gab inen darauf bevelch, wo ieder halten solt. Aber wie er von inen kompt, ritten sie wider zusamen und ersprachten sich von iren sachen, wie jung leut thuon. Es stand nit lang an, sie sahen den alten herren von weitem wider daher reiten. Sie

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schaidten eilends wider von ainandern, ieder an sein beschaiden ort, wiewol er das wol gesehen het. Er kam von aim zum andern, fragendt, wo die hüner hinauß weren. Im konte aber keiner beschaidt geben, dann sie geschwetzt und hierauf kein achtung geben hetten. Darauf wardt er

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wunderlich, wie dann der gueten waidtleut prauch und gewonhait, so es nit nach irem gefallen gat, und deut mit der rechten handt uf ir ieden und sagt: »Hie ain narr, dort ain narr, do aber ain narr, in somma alles narren; botz bluts (also schwur er)! bin ich mit narren so wol versehen?« 

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[509] und rit in ainem wunder wider heim. Er klagt seiner gemahl die liderlichkait von iren sönen und seinem jungen vettern mit großem ernst, aber sie versprach die jungen, so best sie möcht, sagendt: »Ach, mein lieber Albrecht, es sein jung leut, du kanst inen nit verargen.« »Botz bluets

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willen, Elsa!« sprach er, »schweig! schweig! du würst mir die sön gar verderben, du muest inen nit recht geben!« Also blib es domals darbei. Ich hab mancherlai gelesen und gehört, aber von keinem ehevolk deutscher nation under gepornnen leuten, so ir lebenlang also ainig und do eins

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dem andern was zu unguet sollte ufgenomen, oder ihe in ein beharrlichen stritt kommen sein. Er war uf ain zeit außgeritten. Wie er nun wider heim kompt, was im hiezwischen ein junge dochter und seiner liepsten falken einer gestorben. Der abgang des falken wardt im gleich eröffnet,

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darvon er etwas betrüebt ward. Wie nun baldt darnach sein gemahl kompt und im das absterben seiner lieben dochter fürbringt mit groser clag, ward er noch betrüepter.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_389.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)