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grave Ludwig von Gleichen. Der hat nun nit künden oder wellen übersehen, gleichwol der herzog im vil unwillens zu zeiten erzaigt, darnach aber der graf nit gefragt, zu zeiten auch (das er den herzogen angelangt) sagen dörfen, seie

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doch der herzog seiner gepurt nach nit mer, dann ain graf, so wiß er auch, das[1] die grafen von Gleichen nit wenigers herkommens, dann die von Würtenberg. Es ist den ander herren oft angst darbei gewest, und hat menigclich darzu geraten, das graf Ludwig mit gnaden vom hof abgefertigt

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worden. Er hat sich hernach verheurat, und als herzog Ulrich in etlichen zeiten in Sachsen und durch Düringen geraist, do hat in der herzog von alter kundtschaft wegen haimgesucht und ist vom grafen ganz fürstlich und wol gehalten worden. Gedenk, man si der alten hendel nit zu

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rede worden. Hernach, acht ich, seien sie nit mer zusamen kommen, haben sie deste ehe ainig und on zank bleiben kenden. * Zu der zeit, als herr Gotfridt Wernher am würtenbergischen hof, do prediget ain Barfüeßermünch zu Stutgarten

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vorm herzogen und allem hofgesündt. Der kam under anderm an die straßenräuber, sprechendt: »Es sein leut, haißen die straßenräuber, wellen bösser sein, dann die dieb; wie soll man aber mit denselbigen umbgeen? Man soll sie fahen, gerichtlich fürstellen und peinlich beclagen; findt

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man sie nit recht, in stiffel und sporen an liechten galgen [511] henken und wol lassen verzablen; ho, ho, do wer lustig zuzusehen.« Dieses alles sagt der münch mit ainer sonderlichen pronunciatz und aussprechen[2], also das der accent der stim ihe lenger ie höcher stig und ain sondere gratiam

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het. Nun het der herzog vil seltzams gesünds am hof und sonst insonderhait vil Franken, die dann auser aim alten, vermainten privilegio inen achten zugelassen sein, uf den straßen unstrefflichen zu rauben und aim andern das sein zu nemen, wiewol die von Nürmberg ein freihait dargegen

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und die gesellen gleich für recht stellen und mit inen fürfaren. Dieselbigen Franken waren über den münch übel zufriden, insonderhait aber schenk Ernst von Tautenberg, der[3] wolt den[4] münch nur todt haben und wolt seltzam mit ime umbgeen. Ain sölliche unchristenliche und ungepür-


  1. das] hs. da.
  2. aussprechen] hs. ausprechen; s. oben 322, 17.
  3. der] hs. den.
  4. den] hs. der.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_393.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)