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von Hennenberg von seiner gemahl, der marggrefin von Brandenburg, neben andern kündern ain dochter, genannt frölin Appolloniam, überkommen. Diese hat er zu seiner geschweien, der herzogin von Nürtingen, ins frawenzimmer

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gethon. Dieselbig fürstin erzog diß frölin von Hennenberg sampt frölin Elsen, ires brueders, marggraf Friderichs, dochter. Diese zwai frölin waren geschwistergit kündt und waren über die maßen schön, darzu wurden sie in aller zucht und gueten geberden uferzogen. Es war kurzlich darvor fraw

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Els marggraf Ernsten vermehelt worden, aber dem frölin von Hennenberg [515] wardt herr Gottfridt Wernher über die maßen holdt, also das er durch iren willen mit rennen, stechen und allem ritterspill sich also herfür thette, das sie nit weniger liebe und willen zu ime überkam. Herzog

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Ulrich, der dann herr Gotfriden Wernhern sonderlichen mit gnaden gemaint, wie er das erfure, hette er wol megen leiden, das solcher heirat mit guetem willen und wissen grave Hörmans, ires herrn vatterns, were beschehen, derhalben, wie er mehrmals geen Nürtingen raisete und die

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alt fürstin haimsuchte, name er allweg herr Gotfridt Wernhern mit, zu zeiten lude auch der herzog die fürstin mit irem frawenzimmer uf die jagen oder das hirßgeschrai. So befliße sich dann herr Gotfridt Wernher, der nechst bei dem frawenzimmer zu sein. Er machte der alten fürstin vil

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kurzweil mit seinen historien und gueten sprüchen, also das sie in vor andern sonderlichen wol bei und umb sich haben megte. Sie het ain gewonhait, so der herzog oder andere frembde fürsten zu ir geen Nürtingen kommen und das sie herrn oder vom adel mit sich prachten, so megten

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dieselbigen nach dem nachtessen in das frawenzimmer geen, mit den frölin und junkfrawen sprachen; so baldt es aber acht uhren geschlagen, schieden die herrn und junkern widerumb ab. Begab sich ainsmals, das anno 150 . . herzog Ulrich die herzogin von Nürtingen uf ain jagen lude, nit fer von

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Denzlingen. Alda fiengen herr Gotfridt Wernher und herr Dieterich Spett ain rennen und stechen an, kamen am wasser zusamen. Der ain war herr Lanzlot, der ander herr Gabon. Unlangs darnach kam herzog Ulrich an sant Bartolomes abent geen Nürtingen. Nach dem nachtessen saß herr

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Gotfridt Wernher zu dem frölin von Hennenberg; dieweil aber dieselbig nacht ain groß ungewitter kam, blib der herzog, die herzogin, auch menigclichen über die zehen uhren her-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_403.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)