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drei döchter verlassen, under denen döchtern er die ain, fröle Appel, zu seiner geschwien, der herzogin von Würtemberg, geen Nürtingen gethon, die ander hat er in der jugent in ain beschlossen closter beredt, die dritt ist im landt zu

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Franken in ainem freien gestift erzogen worden. Als nun fröle Appel mit herr Gotfriden Wernhern sich vermehelt, hat er besorgt, sein jüngere dochter im freien gestift megte dergleichen ires gefallens auch heiraten, derhalben er sich gegen niemandts seins fürnemens vernemen lassen, hat

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dieselb dochter zu im uf ain vassnacht beschriben, und als sie etlich tag bei im und er ganz frölich mit ir gewesen, hat er sie beredt, sie soll zu irer schwester, die dann im beschlossnen closter gewest, faren und ein tag etlich bei ir sein, sie ainmal haimsuchen. Das guet jung mentsch ist

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fro gewesen, das sie zu ir schwester ein mal komen soll, die sie in vil jharen nit gesehen, hat irem herrn vatter wol vertrawt und keins solchen trugs sich besorgt, ist guets willens zu irer schwester ins closter gefaren. Darneben aber hat ir herr vatter der äbtissin in solchem closter

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geschriben, sein dochter, ob die gleichwol herauß begern, solle sie doch die darin behalten und keinswegs herauß lassen, dann er das vorhabens, ir lebenlang sie darin zu halten. Das ist also beschehen, und hat das guet jung mentsch, so, wie gehört, von irem leiblichen vatter in das

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closter getrogen und darin gewaltigclichen, wider irn willen, umb unschuldt enthalten worden, ir leben in großem kommer und jammer enden müeßen. Bei söllichen tiranischen handlungen was glück konte denen beiwonnen? Und ob gleichwol die höcher weltlich obrigkait in söllichen fellen

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durch die finger sicht, so befindt sich doch in aller erfarnus, daz die recht [519] oberhandt söllichs ungerochen nit last und die straf, so man sich dero manichmal am wenigisten versicht, hernacher volgt. Wiewol nun graf Hörman von Hennenberg an solchem

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heirat wenig gefallens, so ist doch hernach anno 1521 aller unwill durch bischof Wilhelmen von Straßburg, der ain graf von Honstain und graf Hörman ganz nahe verwandt, dergleichen marggraf Casimirn von Brandenburg hingelegt worden, welcher seiner vettern, graf Hörman, dahin bewegt,

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das er seim dochterman, herr Gotfriden Wernhern, vier tausendt guldin in golt zu ehesteur also bar zugestellt und


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_409.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)