Seite:De Zimmerische Chronik 2 412.jpg

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ist Anna genennt worden. Gefetterig sein gewesen die äptissin von Waldt, war aine von Hausen, genannt Barbara, und Ortolf von Hewdorf, daher hat sie bemelter Ortolf hernach, als sein taufgöte, mehrmals hinauß geen Walsperg

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geladen, und, wie ich höre, so ist sie uf ain zeit zu im kommen, hat sie wellen mit Ortolfs hausfrawen, war aine von Hocheneck, ins badt geen. Dieweil es aber dozumal noch ain newe badstuben und die hitz nit wol hueb, hett das frölin so übel im badt gefroren, das man ime ain belz

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hat müesen ins badt tragen. Es soll, wie man sagt, ein wunderholtseligs fröwlin in der jugent gewesen sein, das alle kurzweil über und mehr, dann sonst gemainlich die jungen kindt pflegen, getriben hat. Insonderhait hat es seins herren vatters brueder, herr Wilhelmen Wernhern, vil

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kurzweil gemacht, der sich sein vil und wol vermegt, und so es in der stuben in aim kurzen belzlin umbher gesprungen, hat er dann mit im gespracht und sich beflissen, es zu dauzen: »Annele, was thust?« Hat es gesprochen: »Wie künden ir ain solchs peurlin sein? hapt ir nit so baldt

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gesagt: Annele, was thun ir?« Das hat dann der herr Wilhelmen Wernhern so wol gefallen, das er zu zeiten gesagt: »Wolan, Annele, ich will nit mehr also zu euch sagen, sonder euch hinfüro irzen.« So dann solche wort dem frölin ganz wol gefallen, sprach er widerumb darauf: »Wolan, ich

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will dich nit mehr dauzen.« So sahe es in dann saur an und mit ainer ernhaften stim und geperde sprach es: »Ich sihe wol, ir künden nun ain rechts peurlin sein, ir hetten wol so baldt gesprochen: Ich will euch nit mehr dauzen.«  Es hat sie ir herr vatter und fraw muetter in aller zucht

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und gotzforcht uferzogen, und ist, als sie erwachsen, ain schönes frölin worden. Under andern heiraten, die ir in irer jugent fürgestanden, ist gewesen graf Conrad von Tibingen zu Liechteneck, der hat umb sie [geworben][1]; so hete ims auch ir herr vatter gern geben, es ließ aber graf

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Conrat durch bischof Wilhelmen von Straßburg, der dann in, graf Conraden, und sonst vil grafen und herren erzogen het, begern, das er das frölin anderer gestalt nit nemen, dann waverr herr Gotfridt Wernher, ir herr vatter, nach seinem absterben ir die herrschaft Mösskirck, Wildenstain

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sampt deren aller zugehörden, auch andere ligende und


  1. geworben] dürfte das fehlende zeitwort sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_412.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)