Seite:De Zimmerische Chronik 2 418.jpg

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bliben. Graf Jos zohe die handlung in ein gelechter, aber es het weder sein schweher, herr Gotfridt Wernher, oder auch niemands vil gefallens ab der sach. Gleichwol blib es darbei. Aber der schneider trawet dem grafen hinfürter,

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sovil er mochte, und ließ sich weiter dergestalt nit bereden, dann Franz het im uf selbigen tag sein leben errettet. Bemelter Franz war ain man, der aim herren wol under ime zu haben und zu halten. Herr Gotfridt Wernher lihe ime baldt hernach die würtschaft und teferei zu Geggingen; da

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blib er etliche jar mit haus. In dess gieng der zug an uf Marsilien, dohin ließ er sich als ain hauptman vermegen. Er bracht vil gueter leut uf und hielt sich wol, aber, wie man sagt, ließ er sich das zeitlich überwinden, nam den armen knechten iren soldt ein; bracht wol ain paren

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pfening mit heim, aber es het nit langen bestandt, dann er wardt krank und serblet, das er in kürze hernach starb. Nach seinem todt ist im übel von den knechten und andern nachgeredt worden, zu dem es ain ungehewer wesen umb ine gehapt. Aber Got ist das und anders bewist.

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Es war in aller heiratsabrede beschlossen, das dieses frölin gleich nach der hochzeit vor kaiserlichem hofgericht sich alles vätterlichen und vetterlichen erbs uf ein ledigen anfahl, wie gepreuchlich, sollte verzeihen. Solcher verzig ist hernach biß in das sibenzehendt jar ganz gefärlichen

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ufgezogen worden, wie dann hievon an gepürlichem ort meldung beschehen würt. Und dieweil graf Jos Niclas kein aigenen sitz, auch ime[1] sein herr vatter, graf Joachim, wenig hilf oder fürsatz thete, [524] hette sich herr Gotfridt Wernher, der schweher, erpotten und bewilliget, ine sampt weib

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und künden, auch dem gesünde drei jar, die nechsten nach der hochzeit, in seim costen zu Mösskirch zu erhalten. In solcher zeit begaben sich mancherlai handlungen und sachen; dann ob schon die herren sich wol betragen, so kinden sich doch die gesindt nit vergleichen. Das beschach alda auch.

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Graf Jos und sein gemahl bliben nit gar die drithalb jar zu Mösskirch, er understande sich in dienst könig Francisci, des ersten diß namens, königs in Frankreich, zu begeben, wie im dann auch ein bestallung ufgericht und ain hochen standt erlangt het. Aber es stuende im ain ander glück

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zu, das er die grafschaft Zoller überkeme und seine sachen


  1. ime] hs. ine.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_418.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)