Seite:De Zimmerische Chronik 2 424.jpg

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dann, als die zeit komen, das sie gebären sollen, hat ir muetter ein wolberichte hebammen zu Augspurg durch ain unerkannte frawen bestellen lassen. Dieselbig hat zu anfang der nacht die bestellt hebammen geholet, iedoch mit ir

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also überkommen, das sie ir die augen, biß sie ins haus kom, verbinden soll lassen. Das hat die hebamm, gleichwol ungern, bewilliget, aber doch von wegen der statlichen verehrung, so ir die frow versprochen, hat sie ir die augen verbinden lassen. Darauf ist sie von der andern ein guete

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weil an der handt in der stat umbher, dann die, dann jene gassen gefiert worden, also das ir, der hebammen, unmüglich gewesen zu schetzen, an welchem ort der statt sie seie. Letzstlich ist sie in obgenannter Rellingere haus in ein wolgerüste cammer gefiert worden. So baldt das geschehen,

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ist sie gleich ufgebunden worden. In der cammer hat sie ain junge und wol verbutzte fraw umb das haupt in aim sessel und darneben alle beraitschaft, zu ainer gepörigen frawen gehörig, gefunden, dergleichen noch aine oder zwo frawen, die doch die hebammen auch nit erkennen kinden.

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Also in wenig stunden ist die Rellingere genossen. Got waist, wo das kindt hinkommen; dann, wie man offenlich gesagt, so ist es under ain eis gefaren. Darneben aber so ist die hebamm wol besoldet worden, und seind alle fenster mit tapissereien verhenkt gewesen, darneben ist auch die

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hebamm so wol verhüet worden, das sie mit keiner kreiden, kolen oder anderer materia ainich zaichen oder gemerk, weder im gemach oder dem haus, machen künden. Iedoch, als sie umb die augen widerumb verbunden und verbutzet, hat sie die vorig fraw, die, so[1] anfangs ins haus gepracht,

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widerumb hinauß gefiert, und, als sie vermerkt an ainem eck der gassen sein, ist sie mit fleiß gestraucht, gefallen und die ain handt an der maur verkretzet, damit die wandt schweißig gemacht und nachgends widerumb darvon gangen. Darauf ist sie abermals ganz irrig in der statt, dann hinauf,

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dann hinab gefiert worden. Nach langem hat sie die ander fraw umb die augen widerumb ufgebunden und ir straßen ziehen lassen. Des morgens und etliche tag hernach ist die hebamm zu allen ecken der gassen in der [statt][2] hin und wider gangen und irem gemerk, wie sie geschwaist,


  1. die, so] vielleicht die sie.
  2. statt] dürfte vom schreiber der hs. ausgelassen worden sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_424.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)