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gleich des andern jars, anno 1517, weihen lassen. Der weichbischof von Costanz hat domals, wie gebreuchlich, vil kinder gefirmbt. Under andern kinden hat ain maier von Menningen, genannt Hanns Kempf, ein jungs döchterle für den

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weichbischof gebracht. Derselb hat das gefragt, sprechendt: »Wie haistu, oder wie ist dein nam?« Das döchterle ist ob des weihbischof rauchen stim etwas erschrocken und hat im nit gleich antworten kinden, derhalb sein göte, der Kempf, erzürnt, hat das kindt übel gescholten, das es mit

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dem hern nit reden welle, und hat er gesprochen: »Herr, es haist Pista,« er wolte aber sagen »Prisca« und kunte nit anders reden, auch kein r nennen, so kam in das reden auch übel an. Der dorheit und ungeperdigen sprach war der weichbischof, demnach es ain müiger, ernsthafter man

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was, so übel zufriden, das er in ainer ungedult zum maier sprach: »Es haist der mutter im fudloch,« darauf firmbt er das kindt und sagt weiter zum mair: »Du alter narr, was treibstu mit dem kindt und kanst selbs nit reden?« Darüber wardt ain groß gelechter, und zoch der alt Kempf mit seinen

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armen leuten darvon und het sein thail. Diser Kempf ist sonst ein fromer, gueter mentsch gewesen. Man sagt von ime, er sei uf ain zeit seinen gescheften nach geen Überlingen geraist, als er aber uf ainem muetterpferdt gesessen, sein die veldtross, darunder etliche

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hengst gewesen, an ine kommen, die haben ine ab der gurren triben. Also ist er den rossen nachgelofen und mehrmals überlaut geschrieen: »Es last sich nit heiten,« damit er dann seinen mitgeferten ein kurzweil und ain gelechter gemacht, und ist ime derhalben gelücklicher gangen,

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dann ainem caplon, so bei weilunt bischof Wilhelmen von Straßburg, der ain graf von Honstain, zu hof gewesen. Derselbig caplon ist uf ein zeit mit seim herren, dem bischof, [537] über landt geritten, haben ine die hofjunkern beredt, das er uf ain stuten oder muterpferdt gesessen.

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Wie sie nun in das veldt kommen, hat sich ohne geferdt begeben, das ain raisiger knecht über sein ross abgefallen. Dasselbig ledig ross, als das ain guete weil im feldt umbher geloffen, ist es letzstlich zum pfaffen kommen und ainsmals uf die gurren gesprungen, und hat der hengst den

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pfaffen mit den fordern füeßen dermaßen beschlagen, das er sich im sattel nit regen oder ledigen künden, sonder hat zu gefallen der ross still halten müesen. Es hat sich auch


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_446.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)