Seite:De Zimmerische Chronik 2 447.jpg

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ain guete weil der hengst, wie heftig die reuter uf ine geschlagen, nit abtreiben wellen lassen, und man sagt, es habs der bischof und alles hofgesindt wol lachen megen.

Aber der Kempf ist sonderlichen wol an seinem junker,

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dem Hannsen Gremblichen, gewesen, bei dem er vil schimpfs getriben. Uf ain zeit, als derselbig sein junker beschreit gewesen, als ob er etlichen pauren zun weibern gang, hat ine der mair, der Kempf, darumb angeredt, sprechendt: »Junker, ir gandt mit nahei umb (dann er konte das r nit

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außsprechen), ir pletzent den paurn ire weiber und hondt ain aigne daheim. Gotz keiz! sie werden euch ainsmals mit ainer wasserstangen beschütten; gond müeßig!« Aber Hanns Gremblich het es im wol für guet, dann sie kenten ainandern, und ich glaub auch, es seie dem Hannsen

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Gremblichen mit disem bezig unrecht beschehen, dann all sein kurzweil und gescheft war uf überflüssig essen und trinken gericht, derhalben er auch, wie man vermaint, in seinem bösten alter, anno domini 15 . ., zu Menningen gestorben und daselbs begraben worden. Er solle bei seinen lebzeiten

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darumb von seinen verwandten und freunden angesprochen sein worden, solchen überfluß abzustellen, hat er inen alweg zu antwurt geben, er welle lieber vierzig jhar ain mestschwein, dann sechzig jar oder mehr ain faselsaw sein. Das ist im auch also begegnet. Got welle, das wir dergleichen

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Epicuros nit mehr haben. Bei ainem jar darvor, ehe er gestorben und er sich domals übel befonden, ist er geen Überlingen geritten und bei doctor Jörgen Hannen, was ime seiner gesundthait halb fürzunemen, berathschlagt. Der hat in durch purgatzen und ein ordenliche diet wider

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curiren wellen, derhalben ime bevolchen, uf die nacht ganz meßig und nüchter mit essen und trinken sich zu halten, damit die arznei des andern morgens dester creftiger und fruchtbarer wirken megte. Aber des selbigen aubents kammen etlich frembdt edelleut in die herbirg, die machten

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kuntschaft mit ime und soffen mit ainandern biß nach mitternacht, da legten sie sich zu bet. Der guet Hanns Gremlich lag nit über drei stundt in der ruhw, es kam der apotekerknecht mit seinem trank, wie das der doctor zuvor het geordnet. Hanns Gremlich, wie ungern ers thett, standt

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er doch uf, empfacht den trunk in aim silberin becher, trinkt in herauß. Dieweil er aber vorhin so gesteckt voller weins war, kunt sich der wein und die arznei mit ainandern nit


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_447.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)