Seite:De Zimmerische Chronik 2 449.jpg

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tigen Gott mit andacht und gueter hoffnung angerüeft, also, das sonst unglaublichen und nit wol müglich, ist das kündt uf dem altar durch das fürbitt der allerhailigisten junkfraw Marien und sant Verenen wider zu dem leben kommen,

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darbei und mit dan vil erbarer, ehrlicher leut gewesen, die das also geschehen sein augenscheinlichen gesehen haben. Was dann sonst für andere miracula und wunderwerk Gottes alda fürgangen, die sein bei gemelter kirchen fleißig ufgezaichnet, und wurt die geschrift dem allmechtigen und seinem

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ainigen sone, unserm herren, und desselben lieben muetter und allen hailigen und außerwellten zu lob daselbst behalten. Und wiewol der pfarrer zu Mösskirch, herr Adrian Dornfogel, hievor heftig wider die walfart zu Iggelswis geprediget

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und die vernichtet, iedoch, als Ingelswis die kirchen wider also loblichen ufgericht und erbawen, ließ er das ein sach sein und wolt sich des orts nit einlassen, wiewol er in vil stucken sich seins gaistlichen gewalts missbrauchte und in seinen widerwertigen predigen und sonst eine solliche hoffart

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iebte, darab vil ain groß misfallen empfiengen. Begab sich einsmals, das der bapst Leo X indulgentias wider den Türken durch ganz Germaniam ließ verkünden und ain groß guet damit ufhube. Also kam auch ain solliche bulla geen Mösskirch, die wardt zu unser Frawen ennet der Ablach

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behalten und derhalben von diesem herrn Adrian ein kreuzgang, nit anders, als man pfligt uf den tag Corporis Christi zu thuon, angesehen. Herr Gotfridt Wernher wardt angesprochen, in sollicher procession den pfarrer zu füeren. Also wardt die bulla mit großer reverenz, als ob man unsern

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Herrgot selbs holen sollte, zu unser Frawen besucht. Die zaigt der pfarrer ainer ganzen gemaindt hoch empor, also fiel iederman vor dem Baal[1] uf seine knüe. Den brief trueg der pfarrer ufgethon, dem wardt große ehr vom gemainen volk erwisen. Es füert herr Gotfridt Wernher den pfarrer

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mit großer ceremonie biß in s. Martins kirchen, darzwischen wardt mit allen glocken geleut. Der pfarrer thete ein collation oder predige uf der canzel, darin strich er die bullam und deren inhalt wol herfür und des gaugelwerks mehr, wiewol ich darumb die indulgentias oder auch die [539]

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bullas pontificias nit verachten oder verkleinern will, allain


  1. Baal] hs. Baol.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_449.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)