Seite:De Zimmerische Chronik 2 450.jpg

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ist die hochfart und die übermaß, darauß bei den verstendigen und dem gemainen mann ein verachtung entspringt, höchlichen zu schelten und zu verwerfen. Ich hab auch oftermals von herrn Gotfridt Wernhern selbs gehört, das er

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als ain christenlicher herr und der ain warlicher catholicus, wie er dann auch hernach, als an seinem ort gesagt wurt, also erstorben ist, mermals gesagt hat, es hab in kaum ein sach also übel gerowen, als das er solch affenwerk, wie oberzellt (also nampt ers), hab gestattet und fürgeen lassen.

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Aber domals wardt dem pfarrer alles übersehen. Das bestandt so lang, biß er den ehestandt und die obrigkait in seinen predigen angriffe, do war es uß, im ward durch etliche unnutze leut durch das haus geloffen, die tranken im den wein auß und triben vil muetwillens. Letzstlich wardt

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er dahin verursacht, das er die pfarr ufgab, doch wardt im dargegen ain caplonei, die früemess zu S. Martin zu versehen, gelihen. Kurzlich darnach hat er digen flaisch, wie man sagt, von der bünin nemen wellen, ist er ußer unfahle von der laiter herab gefallen und im fallen ist er mit dem

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schlag troffen, also das er aller seiner glider craft verloren und ain guete weil vor todt umbzogen worden. Iedoch hat im Gott die gnad gethon, das er wider zu im selbs kommen, auch ist im hernach durch die wildtbeder zum tail geholfen worden, das er wider geen und selbs essen

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künden. Aber die zeit seins lebens ist er lam und presthaft bliben, und hat nach diesem erschrockenlichen zufall ob die dreißig jaren noch gelept, hiezwischen er die friemesspfrundt versehen, und ist anno 15 . . zu Mösskirch in großem alter gestorben.

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Nach abstandt herr Adrian Dornfogels von der pfarr ordnet herr Gotfridt Wernher herr Hanns Saxen an sein stat, war vorhin ain caplon uf dem gestift gewesen und war auch ain wesenlicher priester. Der bekam gleich zu anfang seiner pfarrversehung ein helfer, war von Wangen, hieß herr

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Christof, ein kleins, alts pfeffle. Das hielt uf ain zeit mess zu unser Frawen ennet der Ablach. Begab sich ußer unfleis, oder villeucht das das guet, alt pfeffle nit scherpfer sehen kunte, wie es elevieren solte, kerte es der biltnus am sacrament die füeß über sich. Das hetten iren etlich

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wargenomen. Under denen war ain fürwitzige pfaffenmagdt, hieß Anna Kölbin oder Reichin, gehört dem alten herr Jacob Dreher; die stallte das alt pfeffle von solchs excess


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_450.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)