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esel gefallen, darvon geloffen und gesagt, der teufel solle iren Hergot sein.

* [1555] Über vil jar hernach, anno 1561, do hat ain caplon von Messkürch, genannt her Hanns Schwarzach, mit

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dem zunamen Spindler, auch den palmen geweicht zu Hewdorf, dieweil aber der balmesel ganz klain gewest und sich des niemands versehen, do ist urplitzlingen ein großer rüde herzugeloffen, hat den esel und den Salvator daruf ins maul erwüscht und mit darvon geloffen durchs volk. Die baurn

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haben im den widerum abgejägt, und ich glaub entlich, das es der gaist gethon oder angericht, damit er das arm baursvolk von seiner andacht zu ainem gespött und glechter bring. Hernach haben die bauren besser sorg zu irem balmesel gehapt. *

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Bemelter pfaff (Leichtenhendle) hat uf ain zeit denen von Bubenhofen ain jarzeit zu Hainstetten begeen sollen, derhalben zwen priester von Mösskirch, die im ministriren, erpetten, under denen herr Hanns Hemler ainer gewesen. Derselbig, als er die epistel singen sollen, hat er im puch

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den anfang der epistel nur mit dreien oder vier worten geschriben gefunden, das überig ist mit ainzigen buchstaben verzaichnet gewesen, derhalben er die epistel gesungen, sovil am text geschriben, nach welchem er in der gewonlichen melodei mit heller stim in teutsch gesungen: »Ich kan nichs

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mehr singen, ich findt nichs mehr, do ist nit mehr geschriben.« Das hat herr Melchern Leichtenhendlin ob dem altar verdrossen, und dieweil der Hemler ain bös aug, hat er gleich darauf auch in teutsch in voriger melodei gesungen: »Das dich der rit schende in das bösser aug!«

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darauf der Hemler wider gesungen: »und dich in den bössern schenkel!« dann herr Melcher ain bösen schenkel gehapt. Hierauf die pauren, so zugegen, gemainlich gesagt »amen«, und ist in der kirchen ain groß gelechter darauß worden. Ermelter herr Melchior hat sonst vil seltzamer

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sachen getriben. Er het ain verwandten, war auch ain priester und ain magister artium, war pfarrer zu Fronstetten, der underwandt sich auch solcher schimpf und lecherlicher handlungen. Er verkauft aim metzger ain saw mit den ferlin, und wie er erfuere, das hernach die saw geferlet und

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zwelf ferlen gehapt, vermaint er, seitmals er ain tragende kue im stall, sie sollt im auch zwelf kelber bringen. Uf solche hoffnung verkauft er die kue auch aim metzger, mit


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_470.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)