Seite:De Zimmerische Chronik 2 476.jpg

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muest Jacob Maienbron, der wundarzet, wider mit fleis generen, iedoch ward im saurkraut und andere schedliche speisen zu den wunden verbotten. Begab sich uf den palmtag, als etlich des gesünds zu Wildenstain waren zu

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Lübertingen zum sacrament gangen und man in uf den morgenimbiß ein stockfisch kocht, kante diser Kramer-Hensle den stockfisch nicht und vermaint, es were ain saurs kraut, darumb wolt er nit essen. In dess zechten die andern waidlich von statt. Under denen ainer in ansprach: »Hensle,

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warumb isestu nit auch? wie sitzest so still?« Antwurt er: »Ach, nun waistu doch wol, das ich kain kraut nit iß.« Sie fiengen alle an zu lachen. Do bedaucht in wol, es gieng nit recht zu und es were kain kraut; derhalben, wie es gar nahe alles ußgessen, fieng er an das zu versuchen,

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und wie es im wol schmackt, sprücht er: »Darumb dacht ich wol, warum essen sie so feindtlich?« Noch het herr Gottfridt Wernher ein diener oder taglöner derzeit zu Falkenstain, der hieß Hanns Seng, der wolt nit, das man im Hanns Own ruefte. Dess wardt er

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von aim, hieß Wilhalm Schreiner, trib das handtwerk alda mit deffer und ander arbait, wol geplagt. Man übertrib den gueten man hiemit sovil, das er uf ain zeit, als er anderer gestalt sich höcher und mehrer nit rechen konte, die hosen überaberzoge und sein herren, herr Gottfriden Wernhern,

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und menigclichen in hündern sehen ließ. Dieweil er aber so gar überfatzet war worden, ließ in herr Gottfridt das nit entgelten. Es ist hernach umb die jar 1549 auch ain solcher ainfierer man zu Möskirch gewest, der hieß Eustachius Schlosser,

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der war ain schlosser und wolt nit Hanns heisen. So baldt das under den gemeinen haufen kam, do war des gespais kein ort. Es het ein fatzman zu Mösskirch, hieß Stofel Weingeber, war des alten pfaff Weingebers son, der war gewon, mehrtails alle feirtag, wie man pfligt, nach dem essen

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uf den Markt zu geen zu andern gueten gesellen. Der stalt sich allernechst mit andern bei den obgehörten Schlosser und unversehens rueft er überlaut »Hanns«. Er konte aber mit der handt die stim verheben und verwelchen, das der Schlosser vermaint, es het ainer uf der andern seiten

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geschrieen. Wann dann der Schlosser nit wuste, wer gerüeft, und das gelechter über in sache, rueft er »schelm, dieb, böswicht.« Über ain kleine weil rueft der Stoffel aber


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_476.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)