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fantaseien uf dem weg hinfüro verlassen und hat andere mal seiner sachen bössere achtung geben.

Mitler weil und herr Gotfridt Wernher zum oftermal geen Costanz und Pettershausen wandlete, wardt er oft von

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bischof Hugon von Landenberg zu gast geladen. Der vermocht sich sein sonderlichen wol. Er schickt im gemainlich zwen ritter, so er am hoff erhielt, die in zum essen holeten, der ain war herr Albrecht von Landenberg, der ander herr Fritz Jacob von Anweil, waren zwen theur ritter

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und der rechten, alten adenlichen Schwaben, von denen auch vil zu schreiben were. Uf ain zeit kamen vil grafen und herren geen Costanz, die hielten ain tag alda, die alle, sampt herrn Gotfriden Wernhern, ludt der bischof zu gast. Man war uf dem mal ganz frölich und lept wol, das

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becherlin gieng dem teutschen brauch nach oft umbher. Das beschach so oft, das letzstlich herrn und guet gesellen frölich wurden. Herr Gotfridt Wernher war der sach ungewon, zu dem het er sich vor essens darauf nit versehen, derhalben focht in das wasser so hoch an, das er zu dem

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ufstandt vom disch nit wust, wo hinauß, oder was er thuon sollt, er muest letzst[556]lich nach langem bedacht, sens dire adieu, ußer dem gemach eilends weichen. Ungeferdt war seiner diener ainer, der Jacob Maienbron, vor dem gemach, dem clagt er sein anligen. Maienbron underfieng

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sich, in zu fieren in locum secretum, damit er von niemands gesehen. Wo er in aber in der pfallenz hinfürte, do war es alles voller leut. Nun trang den gueten herren die nott, er muest fort, derhalben eilt er ohne genadet dem bischof oder auch den andern herren darvon ußer der pfalz durch

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das münster, und da er gleich in die engen gessle kam, konte er von den leuten auch nit nacher kommen. Zu letzst gieng er über die prucken bei den Predigern und ins closter. So baldt er daselbs in hof tritt, ersicht er vil weiber, die bestrichen die bet, derhalben er abermals nit zu blatz[1]

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kommen kont, sonder muest wider flihen der langen maur nach biß uf die Reinbrucken. Daselbs beschach im so nott, das er sampt dem Maienbron (dann die andern seine diener waren nit bei der handt, wusten auch nichs hievon) eilends über die Reinbrucken laufen muest, so vast er mocht.


  1. blatz] durch correctur undeutlich gewordenes, wie hetz, betz, belz aussehendes wort; das l nach b dürfte vergessen und blatz zu lesen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_483.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)