Seite:De Zimmerische Chronik 2 487.jpg

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solten essen und in frewden verzeren helfen. Er het ain cöstlich malzeit lassen zurichten, insonderhait, wie gebreuchlich, ein osterlam, war von maienschmalz und mandlen ganz artlich zugericht, sampt dem, das es hin und wider vergült

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und mit den bösten farben angestrichen war. Als nun am ostertag die gest zu Pettershausen erschinen und iederman zu disch gesessen, do hat[1] der ambtman zu Rast, hieß Hanns Auberle, der war uf das österlich fest zu im kommen, den satzt der apt auch an sein taffel zu den ehrenleuten. Wie

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nun das cöstlich osterlamb neben andern drachten uf den disch ufgesetzt, besahe der abt das lamp, und wie der prauch mit sollichen schawessen, ruckt er das dem nechstgesessnen für, der ruckt es dann aim andern geleichergestalt für, also das solch lamb letzstlich für den ambtman von

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Rast kam. Der war nun ain gueter, frommer, grober Schwab, der sein tag kain osterlam nie gesehen, vermaint auch, er thett im nit unrecht, sonder es dörfte oder könte ir keiner darvor schneiden. Derhalben stürmbt er seine ermel hünder sich, sprücht zu den andern: »Landt mir den kogen her

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gon!« und indess schneit er ain großen lempen user dem lam. Darab het der abt ain solchen verdruß, seitmals er als sein ambtman der ungeschicktest und gröbest gewesen, das er vor den gesten nit inhalten konte, sonder schalte in übel, also das sie alle nit anders vermainten, dann er würde

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in ob disch geschlagen haben. Die gueten leut redten das böst zun sachen und begüetigeten den abt, sovil möglich war. Aber der ambtman, der den kogen nochdann zerschniten, muest seiner grobkeit halber als ain grober filz und rülz zur stund vom disch weichen, den hieß der abt

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zun knechten sitzen, do dorft er ohne alle sorg das rindfleisch zu seim gefallen zerschneiden und außpartieren. Zu letzst, als sich der abt wider erholet, Iieß er allen zorn fallen, und mochten er und seine gest des handels uß der masen wol lachen. Aber der ambtman hat darnach billich

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kein kogen mehr uf den ostertag vor andern angriffen, dieweil im in der erste so übel damit war gelungen. Es hat mich diese historia alwegen gemanet an die, als herr Gotfridt Wernher ainest sein alten ambtman zu Hilzingen, den Hannsen Metzger, an sein tafel zu Mösskirch gesetzt, so


  1. hat] das zeitwort fehlt, indem der verfasser in eine andere construction übergieng.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_487.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)