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danken, das dennost bei solchem unutzen hausen, darvon nit genugsam mag geschriben und gesagt werden, darab auch die nachkomen, waver sie solchs wesens gründtlichen bericht, sich höchlichen verwundern würden, sovil bliben

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ist. Der güetig Got verleihe hinfüro denen nachkommen in künftigen zeiten ain bössern und guetherzigern sinn! In disen jaren begab sich ain böse handlung zu Mösskirch. Es war ain burger alda, genannt Thoma Gerber, der hauset zu seines nachpurn weib, ainer Hemlerin; ir eheman

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war auch ein Gerber, Adam gehaißen. Es kam die sach so ferr, das der Thoman an die frawen begerte, sie sollte mit im hin und darvon ziehen. Dieweil sie aber vil freundt in der statt, auch in ehren und guet saße, wolt sie ires liebhabers begern nit statt thon, derhalben der Thoman,

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villeücht user verzweiflung oder zorn, das man sollichs gründtlichen nit wissen mag, eins morgens früe ußtandt und in abwesen seins nachpurn, des Adam Gerbers, als selbigs tags ain dicker nebel, dann es herpstzeit, angefallen, das haus anzündte, welches nun in all macht anfieng zu brinnen.

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Iedoch wardt es gelescht, also das die brunst ohne sondern großen schaden zergienge. Der thetter Thoma lief selbs zu und thette rettung, er bewise sich aber so argwönig und forchtsam, zu dem wardt er von ainem, genannt Hainz Mayer, selbigen morgens gesehen worden umb das haus

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und bei den stellen, do die brunst erstlichs ufgangen, verdechtlichen zu wandlen, das der argwon uf ine fiel. Derhalben, ußer allerlai vermuetungen und anzeigen, wardt er vom vogt zu Mösskirch, Gangolfen Örtlin, fengclichen eingezogen. Er lag unlangs in der fengknus, wolt sich nit

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martern lassen, sonder bekannt alle sachen, anfang und ende, wie es ergangen, freies willens, ungezwungen. Derhalben wardt er für recht gestellt [563] und peinlich beclagt, also wardt er zum feur verurtailt. Er warde aber erbetten, das die obrigkait das haupt von ime nam, also wardt

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er enthauptet. So baldt das beschahe, war ain landfarer zugegen, der trang herzu, erwüscht des enthaupten leib, wie der noch nit gefallen, und supft das warm bluet[1] von ime, und wie man sagt, ist er des hinfallenden siechtagen davon genesen, das in dero hinfüro nit mer soll berüert haben.


  1. supft das warm bluet] vgl. Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart 2. Aufl. s. 129, § 189, und s. 334, § 532.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_494.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)