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erstreichet, gleichwol an sollichem holz nit vil gelegen und ain schlechter schad ist. *

Wie gehört, das herr Gotfridt Wernher nit gleich, nachdem der sterbend zu Mösskirch ufgehört, mit der

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haushaltung zu Wildenstain verruckt, sonder ist noch ain guete zeit alda bliben, dann er pflag zu sagen, man sollte bei zeiten dem sterbend weichen und nit baldt widerkomen. Mitler zeit begab sich, das ain armer taglöner ußer dem dorf Lübertingen die grefin von Hennenberg, herr Gotfridt

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Wernhers gemahl, zu gefatter über ain kindt gewan. Mer gewann der guet man, wie dann preuchlich bei den Schwaben, das man vil gefetterig zu aim kindt hat, das hofgesindt zu Wildenstain. Nun ordnet herr Gotfridt Wernhers gemahl ein edle junkfrawen geen Lübertingen, das kindt in irem

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namen auser dem tauf zu heben, hieß Barbara von Hausen, ir vatter het gehaißen Merk, und war ir muetter aine vom Ross. So ordnet aber das gesindt an iren stat den maister koch alda, hieß maister Hanns, war gar ain holseliger, aber ain gespöttiger mentsch. Das vertroß nun die junkfraw,

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das sie das kindt neben und mit aim koch ußer tauf heben sollt. Das markt Hanns Koch, derhalben, wie die kindteufete zu Lübertingen verricht, sprücht er in aim spott: »Junkfraw Barbele, mich rewet nit wenig, das ich euch das kindt hab helfen ußer tauf heben.« Dess wolt die junkfraw

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ie ursach wissen, warum. Also, do sie nit nachlassen, sonder stets fraget, warumb, antwurtet er: »Ja, so mein hausfraw sturb, künten wir ainandern zu keiner ehe haben, dann ich höre,« sprach er, »es seie in gaistlichen rechten verbotten.« Das nam die junkfraw gar für übel uf, rupft im

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uf, er were kein edelman und ains solchen heirats nit genoß, mit andern worten mehr. Dieweil dann die junkfraw gar ain lange nasen, wiste er ir mehr laidts nit zu thuon, dann das er zwen finger uf dnasen legte und sie frevenlich ansahe. Das wolt sie im nit für guet haben. Damit kamen

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sie wider biß geen Wildenstain. Und so oft hernach der koch die zwen finger uf die nasen teute, so speuzet sie gegen im auß, thet findsellig, macht damit ir selbs ain gespött und andern ain kurzweil. Sie ist hernach [568] aim von Werdenstain vermehelt worden, bei dem sie kein kindt

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gehapt. Sie sein letzstlich durch underhandlung der freundt von ainandern gesöndert, und hat ir der edelman, ir hauswürt, irn widdem allermaßen, als ob er gestorben, geben

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_505.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)