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haus, mit bevelch, ohne ain sondere guete abfertigung nit

zu weichen. In somma, der pfaff mueste zu ainer straf beide megt im haus etliche zeit erhalten. Die hetten ain solche unweis mit ainandern und tractierten den pfaffen

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dermaßen, wie er wert und das er fro ward, das er irer baider mit glümpf und fuegen widerumb megte abkomen. Und demnach herr Gotfridt Wernhern sein gemahl, die grefin von Hennenberg, nur zwo döchtern geporn und kain sone, so hat er bei den gelerten und erfarnen vil raths

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desshalben gepflogen und an rath erfunden, dieselbig in ain warm badt (als sich dann vilmals begipt, das die weiber ganz liederlichen erkalten) zu schicken. Das hat er gethon, sie mit rath der arzeten geen Oberbaden ganz ehrlichen abgefertiget. Bei ir ist als ain hofmaister gewesen Ortolf

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von Hewdorf mit seim weib, war aine von Hocheneck. Gleich in kürze hernach ist herr Gottfridt Wernher selbs auch hernach geritten, aber nur selbander, dann er wolt, dißmals uf dem weg durch das Schweizerlandt und in sonderhait durch das Züricher gepiet, von wegen das er mit

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seiner schwester, der abtissin von Zürich zum Frawenminster, in etwas widerwillen stande, nit bekannt sein. Wie er nun also unbekant underwegen zu Eglisow am Rhein zu mittag absteet, sagt im die würtin under dem essen, wie ain solchs herrlichs frawenzimmer vor wenig tagen bei ir übernacht

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gewesen und das auch ein so schöne , junge, güetige fraw under inen gewesen, dergleichen sie kum vorhin gesehen. Wie sie nun die fraw also lopt, so sprücht herr Gotfridt Wernher schimpfweis: »Loben sie, wie ir wellen, ich lob sie auch, aber das sag ich euch in vertrawen, ich bin ir

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vilmals mechtig gewesen und hab der und der gestalt mit ir gehandlt.« Die würtin sprach: »Lieber junker, verzeicht mir das! ich kanns nit wol glauben, dann die fraw hat das ansehen, das ir und ewer haufen dergestalt bei ir nit vil platz oder zu schaffen würden haben.« Herr Gotfridt

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Wernher war dozumal noch ain junger man, dem gefiel wol, das in die würtin nit kannt, sprücht darauf: »Warlich, fraw, und bei höchster warhait, ich hab euch die warhait gesagt, es ist also, gleichwol ich die fraw weder gegen euch oder iemands anders nit schmehen will, noch soll.« Hierauf die

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würtin antwurt: »Fürwar, es ist ain hipsche fraw und die auch das ansehen hat, ain ehrliche, fromme fraw zu sein, und für ain soliche het ich sie nit geachtet; was soll man


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_518.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)