Seite:De Zimmerische Chronik 2 519.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den leuten getrawen?« und mit dergleichen worten. Nun het herr Gotfridt Wernher ain alten raisigen knecht bei sich, war uf dem Ottenwaldt daheim, hieß Kilian Fleiner, den het sein elterer brueder, herr Johanns Wernher, am

5

pfalzgrefischen hof überkommen und von knabenweis uferzogen. Der vernam diese reden, wo die villeucht noch heten megen hinraichen. Darab nam er ain beschwerdt, und nach dem morgenessen zaigt er seinem herren undertheniger mainung an, was nachrede noch hievon entsten megte, derhalben

10

herr Gotfridt Wernher sich selbs erinnert, zu der würtin gieng, die vorigen reden wider uf die pan brachte und sich bei ir entlichen zu erkennen gab. Das mocht die guet würtin wol lachen. * [1409] Ich kann des orts nit underlassen zu melden

15

von der großen unzucht, damit die jugent zu manichemmal erzogen wurt. Wie herr Gotfridt Wernher zu seinem gemahl geen Oberbaden raiset und geen Bulach, ist ain kleins stetle, zum abstandt kam, fand er ain jungs dechterle in ainer wiegen ligen, das war ganz unrüebig und schrie; so

20

aber die magt oder der sein warten thett, es geschwaigen wolt, huebe es die bain uf in der wiegen, so muest man ime dann zum nest blasen und ain wind machen. Das beschach nun auch in beisein herr Gotfridt Wernhers. Und als das kind ein kleine weil verlassen und das seinen vatter

25

sicht in die stuben geen, hept es die pain wider uf und mit der ainen handt deut es uf das hünernest und sprücht: »Ette do! ette do!« Maister wer es gewest, das man mit ainer rutten zugeblasen und ain windt hett gemacht. * Herr Gotfridt Wernher war wenig zeit zu Oberbaden,

30

er mueste wider herauß uf ain versamlungstag[1] zu Waldsee, und war im uf der rais geen Baden begegnet, wie dann hievor [576] graf Ruodolfen von Sulz, so hernach statthalter zu Insprng wardt, auch beschehen. Derselbig hett ain narren, hieß . . . und war ein lauters kindt. Den het er

35

von kindswesen gehapt, und dieweil er in der jugendt im marstall war erzogen worden, kunte er in seim alter in der not auch ain raisigen knecht versehen. Er war verschwigen und kont wol ufwarten, darneben aber hat der gauch den brauch, wiewol er sein dorheit, waverr nit vil mit im geredt,

40

wol verbergen, iedoch wo er konte, so stal er brief, wa er


  1. versamlungstag] hs. versamlungstags.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_519.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)