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vermerkt, das in der stat ain meuterei werden, und derhalben gewarnet, bedacht er weislichen die erschröckenlichen und tirannisch handlung, an dem fromen grafen Ludwigen Helferichen von Helfenstain zu Weinsperg begangen, und

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thette sich heimlich hinauß geen Wildenstain. Sein gemahl blib die ganzen zeit des kriegs alda, der begert niemands was args zuzufüegen. Es waren zu Mösskirch etlich haimlich schuelen, da warden winkelpredigen gehalten und allerlai meutereien angericht. Dieselbigen brüeder wolten ain

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evangelisch leben zu Mösskirch anrichten und vermainten, alle unkeusche in der statt, so userhalb der ehe bescheh, abzustellen, und wolten keine in der statt dulden, so mit solchen handlungen beschrait oder verargwonet were. Und damit aber solchs abgestelt, hielten sie ain gemaindt

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darumb, wie sie domals auch, unersucht der obrigkait, alle tag pflagen zu gemainden, und wardt von dem merertail gepöfel ainhelligclichen dahin geschlossen, das man solche beschraite personnen uß der stat weisen und alle unzuchten sollten abgeschnitten sein. Es war aber ainer under inen, ain

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spaifogel, genannt Jörg Schüßlendreher, der biß daher geschwigen. Wie der das dorecht plebiscitum höret, sprücht er unverdacht: »Lieben freundt, so ir die verargkwonnten und armen sündernen alle uß der stat zu jagen vorhabens, ist zu besorgen, es werden unser ainsteils selbs kochen

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müesen.« Das hat der pöffel so hoch ufgenomen, das sie gleich anfahen über in schreien und zu im greifen, und er were von inen in sollicher furia domals umbpracht worden, aber er warde von etlichen seinen gesellen mit groser müeh und vil gueten worten von inen errettet. Noch waren sie

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nit zufriden, und wolt der vogt daselbs, Gangolf Örtlin, nit ains uflaufs von dem gemainen man der dorechten ansprach halben erwarten, so muest er den armen Schüßlendreher fahen und einlegen. Der wardt also dem herren Omnes zu gefallen [579] etlich tag in ainer, gleichwol gnedigen,

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gefengknus enthalten. Hiezwischen wardt herr Gottfridt Wernher aller sachen nachlengs bericht; der bevalch dem vogt, den gueten man, der gleichwol nichs verschuldt, dann das er die warhait gesagt, wider ledig zu lassen. In dess, als das ganz landt uf war, kamen die enzbergischen pauren

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und andere für Mösskirch, do wardt in der statt gerathschlagt, ob sie bei irer herrschaft bleiben, oder die pauren einlassen oder sich zu denselben schlahen wellten. Es


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_524.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)