Seite:De Zimmerische Chronik 2 535.jpg

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fahen ufblasen, und hat der abt also nackendt, velis nolis, ußer dem bet, unverbunden und ohne ain bruch, ufsteen und in der cammer umbher mit dem herzogen danzen müeßen, in gegenwürtigkait ainer großen somma volks, das dem abt

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nit mehr worden, sich zu bedecken, dann allain das er mit der ainen handt die pfeifen und das geschier begrifen und verdeckt, et a la reste hat er imer mit großem gelechter und wolgefallen aller zuseher lassen in feirabendt gucken. Wiewol in nun das haimlich nit wenig verschmacht, dann

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ain groß gespött menigclich darmit getriben, so muest er doch das darbei lassen bleiben und verdrucken, dann der herzog mit seinem gesündt nach volbrachtem danz gleich widerumb ohne alle schmach oder verletzung abschidt. Aber zu solcher verachtung hat er nit wenig ursach mit seiner

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leuchtfertigkait geben, dann er zu zeiten gewon war, sein concubin[1] oder balmesel mit uf die reichstäg en maniere deguisee, in form ains raisigen, mit sich zu nemen. Die rit mit, war ufwarten; und war nur gar ein hüpsche sach, die von den evangelisch als ain guts vorbilde eins gaistlichen

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vatters wol ward herfür gezogen und ußgericht. Man sagt glaublichen von ime, das er ains mals seine gedanken und böse begirden uf ain schöne junge dochter im flecken zu Weingarten geworfen, das er im auch entlichen fürgesetzt, seinem willen des orts nachzusetzen, und hab durch seine

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kupler und vogelhundt, die zu denen sachen nach allem vortel abgericht, sover practiciert, daz bemelte dochter, gleichwol under ainem andern schein, zu im ins closter seie kommen. Die hab er zu im in sein gemach hinauf gelöckert, damit seien seine diener und bueben, die ires herren

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willen und fürnemen wol wusten, abgeschaiden und haben das guet jung plut bei dem unrainen münch gelassen. Der hab gleich nach abscheid seiner diener den rigel am gemach fürgeschoben und anfahen seine preludia oder vorleuflin seines vorhabens zu machen. Die jung dochter, als sie

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verstanden sein vorhaben und das er villeucht ein gewalt würd an sie begen (dann er schon ußgehenkt), ist sie nit unbehendt gewest, hat im das geschrött mit baiden henden erwüscht und das von allen iren creften gedruckt. Dem münch ist hiemit so wehe beschehen, das im unmechtig het werden

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megen, hat sich auch gegen der dochter nit weren künden,


  1. concubin] hs. cucubin; s. unten 604.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 535. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_535.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)