Seite:De Zimmerische Chronik 2 541.jpg

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seltzamer sprüchen. Er hat ain weib, die kunte in maistern, wie sie wolt, als dann der sitt laider in allen landen ist. Man kunte dem gueten man kein größers gefallen erzaigen, dann so im die fraw gelobt wardt, sonderlichen so das von

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herr Gotfridt Wernhern geschach; wa aber die niemands loben, wie im oftermals zu boshait das underlasen wardt, pflag er sie selbs zu riemen und zu preisen. Wann sie dann schwanger wardt, konte im kein größere frewdt begegnen, so sprach er dann: »Mein Barbel (also hieß die

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fraw) hat aber ainmal angebissen.« Er ist hernach wider geen Speir hinab in sein heimat kommen, da ist er in guetem alter gestorben. * [1353] Es hat von unverdechtlichen jaren ein alte hülzine cassa gehapt zu S. Martin zu Mösskirch, ist mit

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schönen, altfrenkischen bildern geschnitten und gefast gewest, voller hailtum, und haben die alten, unsere vorfaren, glaupt, es sei der leib s. Wolfgangen, wie es dann allernechst bei Mösskirch ain kirchle und ain flecken gehapt, welches iezundt aller zerstört und zu Sant Wolfgangen noch wurt

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genennt, und hat man gesagt, man dürf dise cassa nit öffnen, oder es werde dem selbigen nit wol darob ergeen, derhalben auch die alten herren sich iren fürwitz nie haben überwinden lassen. Iedoch, nachdem herr Gottfridt Wernher die kirchen zu S. Martin zu Mösskirch widerumb uferbawen, hat er die

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cassa gueter mainung ufthon lassen, do hat man die truchen voller gepain, das schier aller verwesen, gefunden, und ist ain großer permentiner brief darbei gelegen, der ist aber elte halb und das er in so langer zeit nie an luft kommen, dermaßen verblichen und vermordert gewest, das man nit

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ain wort darin lesen künden, sonder ist von ainandern zerfallen. Also hat man das gepain und brief widerumb in die truchen gethon und beschlossen, das man nit gründtlichen wissen mag, was es für hailtumb oder durch wen es dohin und darein sei verordnet worden. Also ist vor jaren

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ein monstranz zu Kempten im gestift gewest, voller hailtum, die hat niemands dörfen öffnen, dann etlich prelaten, so sich dessen understanden, die sein erplindet oder erlamet darob, das sich dessen hernach niemands mehr underfahen wellen. Damit ist aber der fürwitz dester mehr

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gewachsen, das man begert zu wissen, was darin seie. Das ist also bliben ansteen biß uf unsere zeit und der regierung abt Wolfgangen, ist seins geschlechts ein edelman von


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_541.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)